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Einführung |
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Liebe Leserinnen und Leser,
1700 Jahre sind es her, dass das Glaubensbekenntnis verbindlich festgelegt wurde, auf dem Ersten Ökumenischen Konzil in Nikaia. Der größere Teil der christlichen Kirchen und ihre Mitglieder berufen sich bis heute darauf. Den Feiernden in unseren Gottesdiensten ist das kürzere Apostolicum vertrauter als das große Nizänum. In manchen Gemeinden wird es an den hohen Feiertagen gesprochen. Vertraut ist es auch aus den komponierten lateinischen Messen.
Dem Verständnis der Menschen und ihrer Lebenspraxis sind die Geschichten der Bibel sicherlich näher als das hochtheologische Glaubensbekenntnis. Uns Predigerinnen und Predigern vermutlich auch. Jedenfalls wird in diesem Bekenntnis der christliche Glaube nicht mehr allein mit den Worten der Schrift, sondern mit Begriffen der antiken Philosophie ausgedrückt. Das ist eine kulturelle Meisterleistung und zugleich die Öffnung des Glaubens auf jegliches vernünftige Denken hin. Das Jubiläum ist manchem Theologen Anlass, sich dessen zu vergewissern, was wir Christen da eigentlich sagen. Mich beschäftigt nachhaltig das Büchlein von Magnus Striet mit dem Titel Alte Formeln – lebendiger Glaube. Das Glaubensbekenntnis ausgelegt für die Gegenwart. Der Freiburger Fundamentaltheologe macht darin den Versuch, das Heilsgeschehen in Christus neu auszulegen – weg von der augustinischen Erbsündenlehre und der darauf ruhenden Sühne- und Opfertheologie hin zu einem Verständnis der Figur und des Lebens Jesu als das Werben Gottes um seine Schöpfung und als Werben des Schöpfers um den freien Menschen. Die Schöpfung enthält ja auch ein dem Menschen feindliches Potential, dem er ausgeliefert ist. Und das Geschöpf Mensch nimmt sich seine Freiheit auch dazu, Leben zu verhindern, einzuschränken, zu quälen und zu zerstören. Die Auslegung des Credos nach Striet liest sich manchmal so, als müsste nicht der Mensch gerechtfertigt werden, sondern als wollte Gott sich dafür rechtfertigen, dass die Welt und die Menschen so sind, wie sie sind.
Vermutlich wird in den Gemeinden über das Glaubensbekenntnis selten oder gar nicht gepredigt. Wir leben in einer Zeit, in der theologisches Fragen bedeutungslos ist und theologisches Denken befremdlich wirkt. Das Spirituelle hat das Theologische abgelöst, wohl deshalb, weil es erfahrungsbezogen ist. Spekulativ zu denken, gilt heute eher als Witz! Dennoch – uns Predigerinnen und Predigern ist eine Verkündigung abverlangt, die den Fragen und Problemen gegenwärtigen Denkens standhält. Cur deus homo – hat Anselm von Canterbury gefragt und eine Antwort gefunden, die unsere Glaubensgeschichte bis heute maßgeblich prägt. Es muss nicht die einzige sein und kann vielleicht gar nicht mehr die heutige sein!
Eine geistvolle und nüchterne österliche Bußzeit wünsche ich allen, die unsere Zeitschrift benützen!
Herzliche Grüße von den Herausgebern, dem Beirat und aus dem Verlag
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Anton Seeberger |
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