archivierte Ausgabe 4/2024 |
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Herausgeber |
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Einführung |
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Liebe Leserinnen und Leser,
es ist nützlich zu beobachten, wer sich in der Kirche bei welcher Gelegenheit auf den Heiligen Geist beruft. Man könnte darauf eine plakative Antwort geben: Menschen der Kirche, Männer vorwiegend, denen Veränderungen, Erneuerungen, Aufbrüche kaum willkommen sind und die Probleme am liebsten durch Aussitzen bewältigen. Die sagen dann, der Heilige Geist wird uns in die Zukunft leiten. Auf der anderen Seite stehen Menschen, die endlich sehen wollen, dass Veränderung geschieht, meistens sind sie innovativ, aufmüpfig, lebendig, kreativ, oft weiblich; ihnen setzt die kirchliche Behäbigkeit und Starre richtig zu. Sie berufen sich auf das Wehen des Geistes. Beim Blick in die Bibel ist der Heilige Geist eher einer, der für Aufruhr, Veränderung, Erneuerung steht und dessen Bilder Sturm und Feuer sind.
Meine eigenen Pfingstgedanken sind inspiriert durch den schmalen Band von Bernd Jochen Hilberath mit dem Titel geist-los? Geist, los!, Ostfildern 2023. Eine Produktion also aus »unserem« Haus. In einem Kapitel gibt der Autor ein Gespräch mit Karl-Josef Kuschel wieder. Das Gespräch kreist um Erfahrungen des Widerfahrens in der Begegnung mit Kunst, aber auch um die eindrücklichen Widerfahrnisse des alltäglichen Lebens zwischen Sonnenaufgang und Abendstille. Was widerfährt mir? Was widerfährt mir so, dass ich in diesem Widerfahrnis eine Kraft erlebe, die mich herausfordert oder dankbar macht? Solche Widerfahrnisse sind – da sind ästhetische und religiöse Erfahrung vergleichbar – unableitbar, sie kommen überraschend, sogar überwältigend; sie sind unerschöpflich, sagen jedem und zu jeder Zeit etwas Wesentliches; sie sind in ihrer Wirkung unkontrollierbar, führen uns manchmal an Erkenntnis- oder Erlebniszusammenhänge, die wir weder geplant noch gewollt haben; und sie sind unverfügbar, wir können sie weder machen noch abrufen, noch speichern, noch verwalten. Alles, was von ästhetischen Erlebnissen gesagt wird, könnte man auch von religiösen Erlebnissen und Glaubenserfahrungen sagen. Von Gott her widerfährt uns, was lebendig macht. Es braucht dazu einen Geist, ein Herz, eine Seele, die offen sind für Resonanz. Es braucht dazu auch Aufmerksamkeit und ein Quäntchen Demut.
Ich weiß noch nicht, wie ich meine Lese-Erfahrungen und Lese-Erkenntnisse in der Verkündigung an Pfingsten unterbringe, vielleicht so, dass ich eines der überlieferten Bilder des Geistes aufrufe: das Feuer, den Sturm, den weiten Raum, den erquickenden Duft, den wundersamen Klang oder auch den Beistand, der mir gewährt ist, wenn ich mich selbst kaum verstehen und vertreten kann.
Ich wünsche Ihnen die Fähigkeit zur Resonanz im Modus des Empfangens und des Verschenkens und Widerfahrnisse, die Sie staunen lassen und dankbar machen.
Freundliche Grüße aus dem Verlag und von den Herausgebern
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Anton Seeberger |
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