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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Einführung
Liebe Leserinnen und Leser,

ich hatte das Glück, an einem Seminar mit Helge Burggrabe teilnehmen zu dürfen, der uns die Kathedrale von Chartres ein paar Tage lang wissenschaftlich ebenso profund wie geistlich inspiriert erschlossen hat. Pfingstmontag war Wallfahrtstag in Chartres. 15.000 Menschen wurden erwartet und waren wohl auch da. Unglaublich viele Jugendliche, junge Erwachsene, Familien, die Tage und Stunden unterwegs waren unter den Bannern und Schildern ihrer Gemeinden, Verbände und Vereine. Zum Wallfahrtsgottesdienst in der Kathedrale hatten nur geladene Gäste Zutritt. Alle anderen ließen sich um die Kathedrale herum auf dem blanken Boden, auf Decken oder Rucksäcken nieder. Das Pontifikalamt wurde auf großen Bildschirmen ins Freie übertragen. Es war eine gesammelte Stille um das Gotteshaus herum. Dann die Predigt. Der Prediger wurde zu einem thronähnlichen Sitz vor dem Zelebrationsaltar geleitet, angetan mit barock-brokatener Bassgeige, einschließlich Manipel und Pontifikal-Handschuhen. Konzelebranten und Diakone im Gewand desselben Stils. Die Predigt dauerte mehrere DIN-A-4-Seiten lang und wurde abgelesen. Die Sprechweise war teilnahmslos wie beim Verlesen einer Verlautbarung. Der Prediger hat sich beim Lesen ein paar Mal verhaspelt. Themen waren die Bedeutung der Kirche, die Bedeutung des Priesters in der Kirche, die Bedeutung der Eucharistie und die Wichtigkeit der Transsubstantiation bei der Wandlung. Vielleicht noch mehr, aber ich habe manches wegen sehr lückenhafter Sprachkenntnisse nicht verstanden. Diejenigen unserer Gruppe, die des Französischen mächtig waren, haben mir aber die wesentlichen Inhalte bestätigt.

Die zuhörenden Menschen um die Kirche herum haben die Predigt erschöpft über sich ergehen lassen. Die vierzig Teilnehmer des Seminars waren, wie ich auch, von so vielen jungen Leuten überrascht und angetan. Wir haben gesehen und gehört, mit welchem Schwung und in welcher Begeisterung sie vom Stadtrand zur Kathedrale hochgepilgert sind. Und wir haben gehört und gesehen und selbst empfunden, wie langatmig und öde das gewesen ist, was als Predigt gedacht war. Begeistert von so viel jungen Leuten und erschüttert über so viel vertane Chance der Verkündigung, haben wir uns in der Gruppe wieder getroffen. Wir alle haben erfahren, wie spannend die biblischen Geschichten sind und wie bildreich, kreativ, verkündigend sie in den Kosmos der Kathedrale eingebaut wurden. Man muss nur schauen und das Geschaute zum Sprechen bringen. Das reiche Evangelium vertan – es möge dem Prediger in Chartres verziehen werden, es möge auch uns verziehen werden, wenn wir es vertun. »Es ist alles da, was man zum Leben und zum Glauben braucht«, meinte sinngemäß der Seminarleiter, »man muss es nur zum Sprechen bringen!«

Ich wünsche uns allen, dass uns das gelingt, und grüße Sie herzlich im Namen von Herausgeberschaft, Lektorat und Verlag.
Anton Seeberger

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