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der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Einführung
Liebe Leserinnen und Leser,

eine Predigt vorzubereiten, ist meistens ein einsames Geschäft. In der Stille des Büros, manchmal nachts am PC, während ein paar Stunden, die ich mir mit Mühe frei halte, entsteht der Text. Die Gedanken sind vor dem Schreiben da. Sie kommen aus dem Umgang mit dem Bibelwort, im Lesen der Kommentare, vielleicht beim Beten. Manchmal entwickeln sie sich während des Schreibens weiter oder nehmen eine andere Richtung als die zuerst gewollte. Wenn das Opus für den Sonntag spätestens im Laufe des Samstags ausgedruckt vor mir liegt, stellen sich höchst unterschiedliche Gefühle ein: Zufriedenheit; das Gefühl des Unabgeschlossenen; die manchmal bange Frage, ob das Wort treffen wird; manchmal auch die Aufregung, etwas Neues entdeckt und zum Ausdruck gebracht haben.

Das einsame Geschäft der Vorbereitung bringt es mit sich, dass es wenig oder gar keine Korrektur gibt, bevor die Predigt öffentlich wird. So schleichen sich manchmal Dinge in den Text ein, die weder notwendig noch schön sind: Floskeln; unnötige Füllwörter; Verallgemeinerungen … Würde ein Redakteur unseren Text lesen, würde er uns das alles ausstreichen. Die Predigt würde kürzer und straffer geraten, vielleicht auch spannender. Im Magazin der Wochenzeitung DIE ZEIT haben Redakteure ganz verschiedene Texte von Lesern redigiert (Kurzgeschichte, Liebesbrief, Geburtstagsrede, Gedicht …). Eine Predigt war nicht dabei. Aber die Grundsätze, die den redigierten Texten vorangestellt waren, finde ich inspirierend und korrigierend für das kritische Lesen einer Predigt, auch wenn ich mein eigener Redakteur sein muss. Sie heißen: Abstraktes konkreter machen, Unpersönliches persönlich, Verschwurbeltes klar. Oft braucht ein Text mehr Zuspitzung, selten auch mehr Verlegenheit. (Zeit-Magazin Nr. 32, 05.08.2010, S. 10).

Ich werde ausprobieren, ob mir diese Grundsätze hilfreich sind, wenn ich meine Predigt zum letzten Mal lese, bevor ich sie ausdrucke. Vielleicht haben Sie Lust, dasselbe Experiment zu machen.

Für die Herausgeber
Anton Seeberger

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