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»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Siebter Sonntag im Jahreskreis
Zuerst kommt das Irdische, dann das Überirdische
Lesejahr C
Beitrag zur Lesung

Einführung

»Erst kommt die Arbeit und dann das Vergnügen.« Den Spruch kennen Sie. Hilfreich ist dieser Merksatz, wenn etwas zu Ende gebracht werden soll. Manchmal verhindert dieser Spruch jedoch, den Augenblick und das Leben zu genießen. Gut, wenn wir daher gelernt haben, zu unterscheiden, wann die Arbeit und wann das Vergnügen wichtiger sind. In der Lesung werden wir von Paulus hören: »Zuerst kommt das Irdische und dann das Überirdische.« Auch dieser Merksatz hat eine Bedeutung für unser Leben.

Predigt
Zum Text: 1 Kor 15,45–49 (2. Lesung)

Das Leben vor der Auferstehung können wir verstehen …


Gibt es ein Leben nach dem Tod? Die Antwort des Apostels Paulus ist eindeutig. Na klar, gibt es das! Denn wir werden dem himmlischen Menschen, Jesus, nachfolgen. Und wie Jesus werden wir mit einem überirdischen Leib auferweckt werden. Mit Paulus als Gewährsmann dürfen wir unsere Auferstehung also zuversichtlich erwarten. Doch was bedeutet die Auferstehung für mein Leben hier und jetzt? Auf diese Frage gibt es sehr unterschiedliche Antworten.

… als Wartezeit oder als Zeit der Erwartung, …

Ich kann meine Lebenszeit als eine Wartezeit sehen. Das Eigentliche kommt ja erst nach dem Tod. Mein Leben spielt sich dann wie in einem Wartezimmer ab. Diese Wartezeit muss irgendwie überstanden und gefüllt werden. Das ist keine schöne Vorstellung vom Leben und hat vermutlich auch kein schönes Leben zur Folge.

Erfüllender ist es, mein Leben jetzt als eine Zeit der Erwartung anzusehen; als einen lebenslangen Advent. Dann ist mein Leben von einer Vorfreude auf das Kommende erfüllt. Diese Freude strahlt mein Leben immer wieder aus und zeigt sich in meinem Alltag. Ich lebe dann schon heute aus der Vorfreude auf das, was noch kommt. Macht das mein Leben nicht reicher?

… als Probezeit oder als Zeit der Erprobung, …

Ich kann mein Leben hier auf der Erde auch als Probezeit verstehen, die über die Aufnahme in den Himmel entscheidet. Mein Leben wird so zu einer Probe, die ich bestehen muss. Ich versuche fehlerfrei zu leben und alles richtig und perfekt zu machen. Doch kann das funktionieren? Wo bleibt da die frohe Botschaft? Unter diesem Vorzeichen wird das ein sehr anstrengendes Leben. Anstrengend nicht nur für mich, sondern auch für diejenigen, die mit mir zu tun haben.

Will ich mein Leben wirklich als Prüfung und Probe verstehen? Eine andere Möglichkeit wäre es, stattdessen mein Leben als Zeit der Erprobung und des Ausprobierens anzusehen. Ich probiere mich aus, darf Fehler machen, Umwege gehen und umkehren. Ich lerne nicht nur mich dabei kennen. Ich lerne das Leben kennen. Ich suche den guten Weg und vertraue darauf, dass mein Leben kein Irrgarten ist. Dabei korrigiere ich mich und bin bereit, mich korrigieren zu lassen. Das könnte ein abwechslungsreiches und buntes Leben werden.

… als Pflicht oder als Geschenk, …

Ich kann mein Leben auch als Pflichterfüllung anschauen. Eine Pflicht, die ich erfüllen muss. Ein Pflichtenheft mit seinen Anforderungen und Regeln bestimmt dann über mein Leben. Von wem habe ich diese Pflichten und Anforderungen eigentlich übernommen? Ein Leben, in dem ich mich Schritt für Schritt weiterentwickle, ist das vermutlich nicht. Es ist vielmehr ein von außen bestimmtes Leben, dem ich mich unterordne. Verlangt Gott das von mir?

Ist es nicht viel besser, mein Leben als Geschenk zu sehen? Mein Leben als ein Geschenk, das ich von Gott bekommen habe. Ein einmaliges Geschenk, denn mich gibt es nur einmal, so wie jedes Leben einmalig ist. Dieses Geschenk darf ich auspacken. Es wird Überraschungen enthalten. Doch muss ich dieses Geschenk nicht alleine auspacken. Ich darf das zusammen mit anderen tun. Das wird ein vielfältiges und gemeinschaftliches Leben.

… als Hinweis auf die Endzeit oder als Annahme der Endlichkeit

Ich kann auch glauben, dass wir in der Endzeit leben. Die Apokalypse, das Ende der Welt kommt. Kommt bald. Nichts ist mehr zu retten. Das wird dann ein resigniertes und vielleicht sogar aggressives Leben werden, weil ich nur das Düstere und Drohende sehe und mich genauso verhalte. Von Freude keine Spur.

Ja, mein Leben ist endlich. Ja, es wird ein Ende haben. Wann das sein wird, das weiß ich nicht. Doch deshalb lebe ich noch lange nicht in einer Endzeit. Ich kann mein Leben sinnvoll gestalten. Und zwar so, dass das Leben auch für zukünftige Generationen lebenswert bleibt. Ich kann das im Vertrauen darauf tun, dass mich einmal das himmlische Leben erwartet.

Das himmlische Leben wird kommen …


Das sind einige der Möglichkeiten, angesichts der Auferstehung zu leben. Die Unterschiede sind groß. Die Aussicht auf Auferstehung lenkt meinen Blick wieder zurück auf mein Leben. Der Apostel Paulus wusste das. Er war einer, der die Gegenwart ernst nahm, weil er das Leben kannte und sich selbst mit Christus besser kennengelernt hatte. Er wusste um seinen alten Adam, sein bisheriges Leben. Er kannte seine eigenen Schwächen und Fehler, stand zu ihnen, ließ sich nicht entmutigen und richtete sich neu aus. Er wusste um den Himmel, der ihn erwartet. Doch deswegen tauchte er nicht in eine christliche Parallelwelt ab. Ganz im Gegenteil!

Gerade weil er die Wirklichkeit kannte, stellte er sich dem Leben: Seinem Leben, dem Leben seiner Gemeinden und seiner Zeit. Der Blick auf die Auferstehung führte ihn zurück in sein Leben.

… doch zuerst leben wir das Leben hier

Deshalb schreibt er uns ins christliche Stammbuch: »Zuerst kommt das Irdische und dann das Überirdische«. Hier und jetzt, in dieser Zeit und an diesem Ort, leben wir. Wir leben in Erwartung, aber nicht im Wartezimmer. Wir erproben das Leben, doch ist das Leben keine Probezeit. Nicht die graue Pflicht steht im Vordergrund, sondern das Geschenk meines Lebens. Um die Endzeit mache ich mir keine Gedanken, sondern lebe als Christin oder Christ angesichts der Endlichkeit meines Lebens.

Der Glauben an die Auferstehung kann unserem Leben die Schwere nehmen und uns zugleich bereitmachen, dieses Leben wirklich zu leben. Als Einzelne und als Gemeinschaft. Im Kleinen wie im Großen. Im Vertrauen auf die Auferstehung können wir uns diesem Leben bewusst zuwenden und es anpacken. Oder wie es Paulus sagt: Zuerst kommt das Irdische und erst dann das Überirdische.

Fürbitten


Guter Gott, wir vertrauen darauf, dass auch wir einst, wie Paulus sagt, nach dem Bild des Himmlischen gestaltet werden. Doch zuerst kommt das Irdische und dann erst das Überirdische. Deshalb rufen wir zu dir:

– Wir bitten um Frieden, Nächstenliebe und Gerechtigkeit unter den Menschen und um die Bewahrung deiner Schöpfung.
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
– Wir bitten um das rechte Maß in allem, was wir als Menschheit, als Gesellschaft, als Gruppen und als Einzelne denken, wollen und tun.
– Wir bitten um Glauben, Hoffnung und Liebe für Religionen und Kirchen.
– Wir bitten um Lebensfreude für die Trauernden, Leidenden, und Verzweifelten.
– Wir bitten um die Auferstehung der Toten.

Für das Irdische bitten wir und auf das Himmlische vertrauen wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Bruder und Herrn.
Amen.

Michael Wollek

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