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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Siebter Sonntag der Osterzeit
Ewiges Leben – was ist das?
Lesejahr A
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Zwischen zwei markanten Festen treffen wir uns heute zur Eucharistiefeier. Vor ein paar Tagen war das Fest Christi Himmelfahrt und in einer Woche feiern wir Pfingsten. Wir gehören zu denen, denen Jesus vor seinem Tod sein Vermächtnis hinterlassen hat. Im Evangelium hören wir heute einen Abschnitt aus seinen Abschiedsreden, wo er unter anderem für die betet, die er in der Welt zurücklässt. Wenn wir jetzt auf sein Wort hören und an seinem Mahl teilnehmen, ist das genau im Sinne seines Vermächtnisses.

Kyrie-Ruf

Begrüßen wir den Herrn in unserer Mitte und rufen wir um sein Erbarmen.
Herr Jesus Christus, du willst, dass wir eins sind, wie du eins bist mit deinem Vater.
Herr, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, du hast uns das ewige Leben geschenkt.
Christus, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, du hast uns deinen Vater geoffenbart.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Gott,
du hast deinen Sohn auf die Erde gesandt, damit er dich den Menschen offenbart und ihnen das ewige Leben schenkt. Wir danken dir für deine liebende Zuneigung und bitten dich: Schenke uns deinen Geist, damit wir dich, den wahren Gott, immer mehr erkennen und lieben.
Darum bitten wir dich durch deinen Sohn Jesus Christus.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 319 »Christ fuhr gen Himmel«

Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 584/4 »Herr, du hast Worte ewigen Lebens« und GL 174/7 »Halleluja«
Predigtlied
GL 456,1–3 »Herr, du bist mein Leben«

Gesang zur Gabenbereitung
GL 393 »Nun lobet Gott im hohen Thron« oder
GL 837,1–3 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Auf, singet dem Herrn«

Gesang zur Danksagung
GL 385,1.4 »Nun saget Dank«

Schlusslied
GL 351,1–2 »Komm, Schöpfer Geist«

Vorüberlegungen
Zum Text: Joh 17,1–11a (Evangelium)

Ich gehe davon aus, dass der Text aus dem Johannesevangelium die Zuhörerinnen und Zuhörer sowohl durch seinen Umfang als auch durch die Sprache überfordert, auch wenn sie diese Sätze schon öfter gehört haben. Sie hören einen ziemlich abstrakten Text, keine Erzählung oder bildhaftes Reden. Daraus folgt für mich als Prediger die Aufgabe, die Komplexität und den vielschichtigen Inhalt der abstrakten Rede zu reduzieren auf wenige Aussagen. Ich habe mich für den Vers 2 entschieden, da ich vermute, dass andere Aspekte dieses Evangeliums häufiger besprochen werden, zum Beispiel die Mahnung zur Einheit. Außerdem hat mich diese zunächst sehr einfache und plausible Umschreibung von ewigem Leben sehr angesprochen. Das von mir vorgeschlagene Predigtlied GL 456 besingt das Beziehungsgeschehen zwischen uns als Jüngerinnen und Jünger und Jesus sowie seinem Vater, das der Text des Johannesevangeliums abstrakt abhandelt, auf einer konkreteren Ebene.

Predigt


»Ewig« – eine zeitliche Größe?


Glauben Sie an ein ewiges Leben? Vermutlich glauben Sie daran und wahrscheinlich haben Sie irgendeine Vorstellung, wie das aussehen kann. Auf jeden Fall werden Sie wie in jedem Gottesdienst gleich nach der Predigt aufgefordert, im Glaubensbekenntnis zu bekennen, dass Sie an das ewige Leben glauben. Im letzten Satz des apostolischen Glaubensbekenntnisses heißt es: Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Dieser Glaubenssatz kommt in jedem Gottesdienst vor. Doch was ist das, ewiges Leben. Die Formulierung mit dem Adjektiv ewig scheint etwas irreführend. Ewig wird normalerweise als zeitliche Größe verstanden: ewig im Gegensatz zu zeitlich begrenzt. Oft wird es ja im alltäglichen Sprachgebrauch einfach für etwas verwendet, was sehr lange andauert. Wenn zum Beispiel jemand ausruft: Das dauert ja ewig lang. Wir verstehen »ewig« meist nur in einem zeitlichen Sinn als eine Situation, eine Wirklichkeit, die keinen Anfang und kein Ende hat. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass im Johannesevangelium eine ganz andere Vorstellung vom ewigen Leben zum Ausdruck kommt.

Jesu Auftrag: das Geschenk des ewigen Lebens

Blenden wir ein wenig zurück zum Evangeliumstext. Die Sätze, die wir gehört haben, stammen aus der sogenannten Abschiedsrede Jesu vor seinem Leidensweg. So zumindest ist der Kontext des Johannesevangeliums. Abschiedsreden sind eine Art Testament, ein Vermächtnis Jesu, das er seinen Jüngern, die er zurücklässt, hinterlässt. Hier ist zusammengefasst, was die Gemeinde unbedingt beachten soll, wenn Jesus nicht mehr sichtbar unter ihnen ist. Am Ende dieser Abschiedsrede betet Jesus zum Vater um die Verherrlichung – ein schwer verständliches Wort in diesem Zusammenhang, wo es um Leben und Tod geht. Seine Situation spitzt sich zu, Leiden und Tod am Kreuz stehen kurz bevor. Sein Auftrag, den Vater zu verkünden, wird am Kreuz enden. Wesentlicher Teil seines Auftrags ist, allen, die ihm vom Vater gegeben sind, ewiges Leben zu schenken.

Das ist das ewige Leben


Was ist das ewige Leben? Die Antwort des Johannesevangeliums ist überraschend. Im Vers 2 heißt es: Das ist das ewige Leben: »dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus.« Ewiges Leben hat also nichts zu tun mit einer zeitlichen Dimension. Das ewige Leben, das uns geschenkt wird, ist ein Beziehungsgeschehen. Es besteht darin, dass wir den einzig wahren Gott und seinen zu uns gesandten Sohn Jesus Christus erkennen. Wann beginnt dann das ewige Leben? Etwa nach dem Tod, also frühestens nach unserem letzten Atemzug, sozusagen im Sarg? Nein, wenn das ewige Leben darin besteht, mit Gott in Beziehung zu sein und ihn zu erkennen, dann beginnt das ewige Leben jetzt im Moment oder es hat vielleicht für Sie schon vor einiger Zeit begonnen, als Sie mit Gott und seinem Sohn in Beziehung traten. Ewiges Leben ist dann nichts, was mit unserem Sterben in zeitlichem Zusammenhang steht, sondern ein Geschenk Gottes, das jedem Glaubenden jederzeit zusteht und nicht erst nach dem Tod beginnt. Gott erkennen, was heißt das? Es ist nicht gemeint, viel über Gott zu wissen und möglichst viele theologische oder philosophische Erkenntnisse über ihn zu sammeln. Das alles mag hilfreich sein, aber zum Erkennen Gottes gehört mehr. An der Erkenntnis Gottes sind wir ganzheitlich beteiligt mit Kopf und Herz und allem, was wir sind und haben. Das Erkennen Gottes fängt mit einer offenen Haltung an, die zulässt, dass er in unserem Leben eine Rolle spielt. Gott erkennen im biblischen Sinn bedeutet schließlich, ihn zu lieben und seine Liebe zu uns zu erwidern. Das geschieht beispielsweise, wenn wir ihn in Zusammenhang mit unserem ganz konkreten Leben bringen. Natürlich auch, wenn wir beten und Gottesdienst feiern. Das Erkennen Gottes findet seinen Niederschlag nicht zuletzt in unserem alltäglichen Leben. Wir praktizieren sozusagen dann ewiges Leben, wenn wir in der Nachfolge Jesu entsprechend handeln. Denn in Jesus Christus, unserem Bruder, hat sich unser Gott geoffenbart. Wenn wir ihn erkennen, erkennen wir den Vater.

Fürbitten

Herr Jesus Christus, du hast alle, die an dich glauben, deinem Vater besonders ans Herz gelegt. Zu dir rufen wir und bitten dich:

– Für alle, die sich schwertun, dich und deinen Vater zu erkennen.
– Für unsere Gemeinden: dass sie mehr und mehr wachsen in der Liebe zu dir und deinem Vater.
– Für die immer noch getrennte Christenheit: um die Einheit, die dir so wichtig ist.
– In den Tagen vor Pfingsten bitten wir für uns und alle, die an dich glauben: um den Beistand des Geistes.

Jesus Christus, unser Bruder und Herr, dir vertrauen wir.
Bei dir wissen wir uns und unsere Anliegen in guten Händen.
Dafür danken wir dir und preisen wir dich. Amen.

Josef Birk

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