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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
22. Sonntag im Jahreskreis
Vor Gott »ok« – mit reinem Herzen
Lesejahr B
Beitrag zum Evangelium

Einführung


Gottes Gäste dürfen wir heute wieder sein, und wir dürfen alles mitbringen, was uns in den vergangenen Tagen beschäftigt hat, was wir erlebt und getan haben. Da steht Gelungenes neben Gescheitertem, Freude und Dankbarkeit neben Frust und Enttäuschung, gelebte Liebe neben Egoismus und Bequemlichkeit. Mit all dem dürfen wir kommen – und sind willkommen, wie wir sind. Vertrauen wir uns und alles, was wir mitbringen, unserem Gott an, bitten wir um seinen liebenden, heilsamen Geist für unser Leben.

Kyrie-Ruf

Herr Jesus Christus, wir dürfen uns angenommen und geliebt wissen als Kinder Gottes.
Herr, erbarme dich.

Du hast uns gerufen, diese Liebe in unserem Leben weiterzugeben.
Christus, erbarme dich.

Nicht immer lieben wir, so sind wir angewiesen auf deine Barmherzigkeit.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Großer Gott,
du hast uns die Freiheit der Kinder Gottes geschenkt. Du bist treu in deiner Liebe, doch du lässt uns frei, diese Liebe zu erwidern.
Schenke uns ein liebevolles Herz und gib uns die Kraft, der Versuchung der Lieblosigkeit zu widerstehen. Zeige uns, wo wir beitragen können, dass dein Reich der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens wächst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 140,1–3 »Kommt herbei, singt dem Herrn«

Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 448,1–4 »Herr, gib uns Mut zum Hören« und GL 174/6 »Halleluja« mit Vers aus dem Lektionar

Predigtlied
GL 442,1–2 »Wo die Güte und die Liebe wohnt«

Gesang zur Gabenbereitung
GL 400,1–2 »Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen«

Gesang zur Danksagung
GL 491,1–3 »Ich bin getauft und Gott geweiht«

Schlusslied
GL 452,1.5–7 »Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen«

Vorüberlegungen

Fast alle Religionen kennen das Thema der religiösen Reinheit, also der Einhaltung bestimmter Vorschriften, die erfüllt werden müssen, um mit Gott bzw. dem Heiligen in Berührung kommen zu können. Auch Jesus stellt dieses Prinzip nicht in Frage, wendet sich jedoch gegen ein rein äußerliches Reinheitsverständnis: Nicht an der Einhaltung äußerlicher Verhaltensregeln, sondern an der Haltung und dem daraus resultierenden Verhalten eines Menschen entscheidet sich, ob ein Mensch vor Gott bestehen kann oder nicht.
Die Predigt ermutigt dazu, diese Entscheidung ernst zu nehmen und achtsam zu leben, erinnert aber auch an die Taufe, bei der Gott dem Menschen den Zustand der Reinheit in Liebe schenkt.

Predigt
Zum Text: Mk 7,1–8.14–15.21–23 (Evangelium)

Jesus, die Pharisäer und die Handhygiene

Die Hände mit Seife waschen und dazu »Alle meine Entchen« singen, und so lang waschen, wie das Lied dauert! Erinnern Sie sich? So haben wir den Kindern während der Corona-Zeit nahegebracht, wie es geht, seine Hände gründlich zu waschen und sich vor Infektionen zu schützen. Natürlich, nicht erst seit der Pandemie wissen wir, dass es sinnvoll und gesund ist, die Hände vor dem Essen zu waschen.

Das wissen anscheinend auch die Pharisäer, die sich daran stören, dass die Jünger Jesu mit ungewaschenen Händen essen. Doch ihnen geht gar es nicht um Sauberkeit und Hygiene. Und auch Jesus nicht. Es geht um die Frage, wann ein Mensch rein ist vor Gott. Im religiösen Sinn bedeutet das Wort »rein«: Was es braucht, dass ein Mensch, der doch fehlerbehaftet ist, seinem Gott, der in allem vollkommen ist, nahekommen kann. Was er tun muss, dass er nichts an sich hat, was ihn von Gott trennt, was Gott ablehnt. Was es braucht, so könnten wir sagen, dass ein Mensch für Gott rundum »ok« ist.

Die religiöse Reinheit – ein Thema für alle Glaubenden


Solche Reinheit vor Gott ist nicht selbstverständlich, das haben Menschen aller Zeiten und Glaubensrichtungen so empfunden. Auch heute kennt wohl jeder Mensch, der ernsthaft ein Leben im Glauben führen will, solche Empfindungen: Dass er sich vor Gott als eben nicht »ok« empfindet, sich für manches in seinem Leben und an sich selbst schämt. Und daran zweifelt, ob ihn Gott in diesem Zustand wirklich vorbehaltlos annehmen kann.

Und so gibt es wohl in allen Religionen Reinigungsrituale, Regeln, Gebote, Empfehlungen, was ein Mensch dafür tun kann, um mit seinem Gott ins Reine zu kommen. Auch das Judentum zur Zeit Jesu kannte eine Vielzahl solcher Regeln, die sich bis ins alltägliche Verhalten erstreckten – und dazu gehörte eben auch das Händewaschen vor dem Essen.

Entscheidend ist die Reinheit des Herzens

Wie komme ich mit meinem Gott ins Reine? Mit dieser Frage beschäftigt sich auch Jesus. Wenn er die Pharisäer kritisiert, dann ja nicht dafür, dass sie sich um Reinheit im Leben bemühen. Jesus weist darauf hin, woran sich eigentlich entscheidet, ob ein Mensch vor Gott »ok« ist. Das entscheidet sich gerade nicht an den Äußerlichkeiten, auf die die Pharisäer achten, mit denen wir Menschen uns überhaupt so gerne beschäftigen.

Es entscheidet sich an dem, was aus dem Herzen kommt. Mit anderen Worten: Wie ein Mensch mit all den Gedanken, Ideen, Gefühlen, Träumen und Sehnsüchten umgeht, die er in sich trägt. Und die sind vielfältig: Da steht Liebe neben Abneigung oder gar Hass, da findet sich Zuneigung neben egoistischer Begehrlichkeit, da sind Ideen, die uns und den Mitmenschen guttun, aber auch verlockende Gedanken, von denen wir eigentlich genau wissen, dass sie nur schaden und Unheil anrichten. In diesem Nebeneinander von Gut und Böse zeigt sich unsere Freiheit als Menschen vor Gott. Er zwingt uns nicht, das Gute zu tun, er möchte unsere freie Entscheidung für die Liebe zu Gott und den Menschen.

Die Liebe als Schlüssel zur Reinheit


Das also ist der Weg zur Reinheit: Dass wir achtsam hinschauen, was wir im Herzen tragen. Dass wir uns nicht mitreißen lassen von Gefühlen und Verlockungen, sondern uns bewusst entscheiden, welchen Gedanken, Bedürfnissen und Sehnsüchten wir Raum geben in unserem Leben und Handeln und welchen nicht. Für diese Entscheidung gibt es ein klares Kriterium, auch das hat uns Jesus gelehrt: Es ist die Liebe zu Gott, den Menschen und uns selbst. Der heilige Augustinus hat das Liebesgebot wie eine Faustregel formuliert, die uns immer begleiten kann: »Liebe – und dann tu, was du willst.«

Liebe – einfach und doch herausfordernd

»Liebe – und dann tu, was du willst«, so einfach und doch so herausfordernd. Denn wir wissen: Die lieblosen Gedanken in uns können wir nicht einfach ausschalten. Der Egoismus, die Verlockung der Macht über andere, das Haben- und Besitzenwollen, die Versuchung der Gewalt in Worten und Taten, das sind starke Kräfte und Versuchungen. Können wir es wirklich schaffen, dem zu widerstehen und so mit Gott ganz ins Reine zu kommen?

Gott schenkt Reinheit bei der Taufe


Nein: Aus eigener Kraft schaffen wir das wohl nicht. Aber das müssen wir auch nicht, denn Gott hat dafür längst Entscheidendes getan: Ganz am Anfang unseres Glaubensweges, bei der Taufe, hat Gott uns gesagt: Du bist meine geliebte Tochter, bist mein geliebter Sohn, bist für mich ganz und gar »ok«! Dafür steht das Zeichen des reinigenden Wassers: Gott wäscht alles ab, nimmt alles weg, was uns trennen könnte von ihm. Und das weiße Taufkleid schärft dies nochmals ein: Du bist rein vor Gott. Nichts ist an dir, was Gott nicht gefällt, was er ablehnt. Wir müssen uns die Reinheit vor Gott also nicht erst verdienen. Wir haben sie als Getaufte längst empfangen, von Gott, der annehmen und lieben will, nicht zurückweisen.

Gott schenkt Reinheit – immer wieder

Doch die Verantwortung der Freiheit bleibt: »Bewahre diese Würde für das ewige Leben«, bekommt der Täufling beim Anziehen des weißen Kleides zugesprochen. Auch das soll kein Drohwort sein, eher ein liebevolles »Pass auf dich auf!«, das Eltern ihren Kindern beim Abschied mitgeben. Achte darauf, dass du ein reines Herz behältst. Liebe, und dann tu, was du willst.

Und wenn du doch einmal der Lieblosigkeit nachgegeben hast, dann zögere nicht, dein Herz und dein Leben Gott hinzuhalten, in deinem Beten, im Gottesdienst, beim Sakrament der Versöhnung. Du musst es nicht machen, du musst es nur zulassen – dass Gott wieder sagt: Du bist meine geliebte Tochter, du bist mein geliebter Sohn. Alles Falsche wasche ich weg, du bist rein.

Fürbitten


(Mit dem Lied GL 446 »Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun«)

Großer Gott, du hast den Menschen zur Freiheit erschaffen, Gutes und Böses tragen wir alle im Herzen. Höre unser Gebet für alle, die durch ihr Handeln aufbauen oder zerstören können.

– Wir bringen dir die Regierenden, die Verantwortung tragen für Krieg und Frieden, die Verantwortung tragen für Gerechtigkeit und Menschenwürde. Wir bringen dir auch alle, die sich einsetzen für ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft, in Nachbarschaft und Familie.
(GL 446,1 »Lass uns in deinem Namen, Herr«)

– Wir bringen dir die Christinnen und Christen, die du brauchst, in Wort und Tat von deinem Evangelium Zeugnis zu geben. Wir bringen dir Papst Franziskus und alle, die in deiner Kirche Verantwortung tragen für eine Gemeinschaft, die deine Liebe ausstrahlt.
(GL 446,2 »Lass uns in deinem Namen, Herr«)

– Wir bringen dir die Menschen, die sich schwertun, den Versuchungen in ihrem Herzen zu widerstehen. Wir bringen dir alle, die einen falschen Weg eingeschlagen haben, mit dem sie den Mitmenschen und sich selbst Schaden zufügen.
(GL 446,3 »Lass uns in deinem Namen, Herr«)

– Wir bringen dir unsere Kranken und alle, die erschöpft und verzagt sind. Wir bringen dir auch alle, die ihnen beistehen, helfen, und ebenfalls oft dabei an ihre Grenzen kommen.
(GL 446,4 »Lass uns in deinem Namen, Herr«)

Gott, du bist treu in deiner Liebe, du hörst unser Gebet und schenkst uns von neuem ein reines Herz. Dafür danken wir dir, heute und bis in Ewigkeit. Amen.

Stefan Möhler

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