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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Erster Adventssonntag
Beschenkt und gehalten
Lesejahr B
Beitrag zur Lesung

Einführung

So viele verschiedene Stichworte verbinden Menschen mit dem Advent: Kerzenschein und Adventskalender, Konsum und Hektik, Gemütlichkeit und Besinnung, Weihnachtfeiern und Geschenke …
Die biblischen Texte heute legen noch etwas dazu: das Warten und die Ausrichtung auf Jesus Christus, der auf uns zukommt, am Ende der Zeit, an Weihnachten und schon heute in dieser Feier.

Predigt

Zum Text: 1 Kor 1,3–9 (2. Lesung)

Haben Sie schon alle Weihnachtsgeschenke besorgt? Dieses Jahr ist der kürzeste Advent, der möglich ist. Heute in drei Wochen haben wir schon Heiligabend. Geschenke für die Familie zu kaufen oder herzustellen, ist je nach Persönlichkeit eine schöne Art, sich mit diesen zu verbinden, oder eine ungeliebte Pflicht, der man nachkommen muss. Auf jeden Fall soll an Weihnachten alles beisammen sein, wenn wir das größte Geschenk, das göttliche Kind in der Krippe, feiern.

Auch der Apostel Paulus redet von einem Geschenk. Nicht von einem kleinen Kind, sondern von der »Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus geschenkt wurde«. In überschwänglichen, fast hymnischen Worten dankt er Gott für all das, was durch Jesus Christus der Gemeinde in Korinth geschenkt wurde. Ihren Reichtum an Gnadengaben, ihr Festhalten am Christuszeugnis, ihre Berufung in die Gemeinschaft der Christusgläubigen. Er freut sich für die Christinnen und Christen in Korinth über die Treue Gottes.

Gespalten


Das ist umso bemerkenswerter, als Paulus im weiteren Verlauf seines Briefes deutliche Worte der Zurechtweisung und der Ermahnung für die Gemeindemitglieder findet. In der Gemeinde in Korinth waren Gruppen verschiedener Meinungen und Glaubensrichtungen, die um den Einfluss in der Gemeinde konkurrierten. Die Gemeinde war zerstritten und gespalten. Das hing wohl auch mit der bunten und vielschichtigen Bevölkerung zusammen, die in einer reich gewordenen Hafenstadt wie Korinth vorhanden war. In der christlichen Gemeinde gab es Mitglieder niederer Stände, ärmerer Schichten und Sklaven, genauso wie einzelne reiche und sozial hochstehende Familien. Es gab Unstimmigkeiten über die christliche Lebensführung und die Gottesdienstfeiern. Es scheint hart hergegangen zu sein, sodass gar das Weiterbestehen der Gemeinde gefährdet war und Beschwerden und eine Anfrage an Paulus gerichtet wurde.

Die überschwänglichen Worte des Paulus sind auch, genau besehen, keineswegs ein Lob an die Gemeinde dort, sondern ein Lob an Gott für das, was zu den Menschen kam in Jesus Christus. Für das, was grundlegend für jeden Christen und jede Christin ist, vor aller eigenen Meinung und persönlicher Lebensführung. Es ist das Geschenk der Gnade: Gottes bedingungslose Liebe, sein unendliches Erbarmen, die in Jesus Christus offenbar und erfahrbar wurden für die Gläubigen. Schon in diesen ersten Versen seines Schreibens macht Paulus den Gemeindemitgliedern in Korinth klar, dass nicht die individuelle, persönlich gestaltete Glaubensmeinung, sondern nur die gemeinsame Ausrichtung auf Jesus Christus das Verbindende und Beständige sein kann.

Beschenkt


Ich meine, hier ist dieser Lesungstext auch für uns Christinnen und Christen heute ganz aktuell. Unsere Welt, die Gesellschaft und auch die Kirche scheinen mehr und mehr auseinanderzufallen. Positionen gehen auseinander und werden festgezurrt. Parteien streiten miteinander, Politikerinnen und Politiker posten möglichst schnell ihre Statements, alte und neue Skandale werden hochgekocht, Fronten verhärten sich, Äußerungen werden gehässiger und verurteilender. Viele finden sich im Gestrüpp der Meinungen nicht mehr zurecht. Auch in der Kirche nicht.

Da tut es not, dass wir uns klarmachen: Vor allem Streit, vor aller Auseinandersetzung haben wir eines gemeinsam – wir sind Beschenkte! Gottes Liebe gilt uns allen. Alle sind wir befreit, erlöst, angenommen. Wir, die wir uns Christ und Christin nennen, haben in Jesus Christus und in seinen Worten und Taten, seiner Hingabe, Tod und Auferstehung unseren festen, gemeinsamen Bezugspunkt. Bei allen Meinungsverschiedenheiten dürfen wir das nicht aus den Augen verlieren. Hoffentlich hilft uns diese Blickrichtung, andere nicht auszugrenzen oder sie hart zu verurteilen.

Gehalten

Freilich bleibt da noch vieles bruchstückhaft und gelingt nur ansatzweise. Auch Paulus weiß, wie gefährdet und unvollkommen wir Menschen sind. Er ist mit seinen Gemeinden noch in der nahen Erwartung eines baldigen Kommens des Menschensohnes am Ende der Zeit, der »Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus«, wie er es nennt. Für diese Zeit des Wartens ist er voller Zuversicht, dass alle gefestigt werden, unterstützt und gehalten. Da ist er wieder, der grundlegende Blick auf Gottes Gnade und auf Jesus Christus. Nicht die eigene Leistung, nicht die eigene Meinung stehen im Vordergrund, sondern das Vertrauen, dass Jesus Christus das Fundament ist.

Für uns, 2000 Jahre später, hat sich die Sicht auf das Ende der Zeit verschoben. »Advent« bedeutet weniger die Wiederkunft von Jesus Christus als vielmehr die Zeit vor Weihnachten. Aber vielleicht können die drei Wochen dieses Advents eine gute Zeit sein, sich wieder neu bewusst zu machen, wie reich beschenkt wir sind und wie gut gehalten wir durch die Wirren unserer Zeit gehen können. Vielleicht können wir Gott danken für seine große Gnade, für seine Treue, für seinen Sohn Jesus Christus. Vielleicht können wir das tun gerade bei den Vorbereitungen auf Weihnachten, beim Anzünden der Kerze am Adventskranz oder beim Geschenke Besorgen.

Fürbitten

Advent ist die Zeit des Wartens. Wir kommen zu unserem Gott mit allen Menschen, die warten:

– Für die Christinnen und Christen, die das Kommen deines Sohnes erwarten und sich in dieser Adventszeit auf ihn ausrichten.
– Für die Menschen, die voller Sehnsucht das Ende von Krieg, Ungerechtigkeit und Gewalt erwarten.
– Für alle, die ängstlich auf das Ergebnis einer Untersuchung oder einer Prüfung warten.
– Für die Mütter und Väter, die sorgenvoll darauf warten, dass ihr Kind wieder zu ihnen zurückkehrt.
– Für die Menschen, die den nahen Tod erwarten
– für sich selbst oder einen lieben Menschen.

Treu bist du, Gott. Du hast uns berufen zur Gemeinschaft mit deinem Sohn Jesus Christus. Wir danken dir, heute und in Ewigkeit. Amen.

Beate Jammer

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