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»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Erster Adventssonntag
Mutig und aufrecht
Lesejahr C
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Der jetzt beginnende Advent stimmt uns auf Weihnachten ein. Das tut er durch eine nüchterne Bestandsaufnahme: Wie steht es um unsere Welt? Wie lebe ich mein Leben als Christin, als Christ? Das heutige Evangelium fordert dazu auf, unserer Wirklichkeit, wie immer sie auch sein mag, aufrecht und mutig ins Gesicht zu schauen. Aufgerichtet, nicht geduckt; mutig und nicht verängstigt; hellwach und vertrauensvoll betend. Denn wir hoffen auf den einen, den wir erwarten. Zu ihm rufen wir: Maranatha – komm, Herr Jesus!

Kyrie-Ruf

Jesus Christus, Gottessohn, wir rufen dich. Maranatha, komm Herr Jesus!
Maranatha, komm Herr Jesus!

Jesus Christus, Menschensohn, wir hoffen auf dich. Maranatha, komm Herr Jesus!
Maranatha, komm Herr Jesus!

Jesus Christus, Bruder und Lehrer, wir warten auf dich. Maranatha, komm Herr Jesus!
Maranatha, komm Herr Jesus!

Tagesgebet

Guter Gott,
dein Sohn kommt mitten in unser Leben. Dorthin, wo es finster ist, um Licht zu bringen. Dorthin, wo die Wunden sind, um zu heilen. Dorthin, wo Streit und Verwirrung herrschen, um die Knoten zu lösen. Dorthin, wo der Tod ist, um zu retten.
Wir hoffen auf ihn und warten auf ihn, der im Heiligen Geist mit dir lebt, jetzt und in Ewigkeit.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 218,1–3 »Macht hoch die Tür«

Antwortgesang mit Ruf zum Evangelium
GL 231,1.4.6 »O Heiland, reiß die Himmel auf« und GL 175/2 »Halleluja«

Gesang zur Gabenbereitung
GL 227 »Komm, du Heiland aller Welt«

Gesang zur Danksagung
GL 221,1–5 »Kündet allen in der Not«

Schlusslied
GL 233,1–4 »O Herr, wenn du kommst«

Vorüberlegungen

Angesichts unserer krisenhaften Gegenwart tauchen immer wieder apokalyptische Vorstellungen auf, die Angst erzeugen wollen. Das Gefühl der Angst wahrzunehmen, ist wichtig. Sich davon in Bann schlagen zu lassen oder die Wirklichkeit zu ignorieren, hilft jedoch nicht weiter. Ganz im Gegenteil. Jesus rät deshalb davon ab, die Realität auszublenden. Er schlägt uns vor, mutig und aufrecht zu leben; wach die Wirklichkeit wahrzunehmen und betend in Beziehung zu bleiben.

Predigt
Zum Text: Lk 21,25–28.34–36 (Evangelium)

Schwierige Zeiten …

Schwierige Zeiten und schwierige Situationen kennen wir alle. Doch wie wir darauf reagieren, kann sehr unterschiedlich sein. Das beginnt schon bei den damit verbundenen Gefühlen. Wir können zum Beispiel mit Trauer, mit Ärger oder mit Angst reagieren. Manchmal sogar mit zweien dieser Gefühle oder auch mit allen drei Gefühlen gleichzeitig. Ich trauere über den Tod eines geliebten Menschen und ärgere mich zugleich über ihn, weil er mich verlassen hat. Und ich habe Angst, wie es nun ohne ihn weitergehen soll. Das ist menschlich.

… bringen schwierige Gefühle mit sich

Auch Kriege oder die Umweltzerstörung können diese Gefühle auslösen. Ich trauere dann über den Verlust der Heimat oder über die leidende Natur. Ich bin voller Wut auf diejenigen, die vermeintlich oder tatsächlich dafür verantwortlich sind. Und ich habe Angst vor dem, was kommen mag.

Mit diesen Gefühlen gut umzugehen …

Diese Gefühle sind wichtig. Sie sind Anzeiger. Sie zeigen mir an, dass mir etwas wichtig ist und wie es mir damit geht. Es lohnt sich daher, sie wahrzunehmen und ernst zu nehmen. Ich nehme mich selbst damit ernst. Wenn ich die Gefühle wahrnehme und ihnen einen Namen gebe, ist bereits mein Denken einbezogen. Ich finde heraus, was eigentlich los ist, und überlege, was ich tun kann. Ob ich alleine gefragt bin oder ob ich Hilfe von anderen brauche. Die Gefühle geben den Hinweis, der Verstand erkennt, was los ist, und überlegt, was zu tun ist. Das kann sinnvollerweise auch mal Zeit brauchen: Kräftig durchschnaufen, eine Nacht darüber schlafen, weitere Informationen besorgen, ausgiebig mit anderen darüber reden. Dann kann ich zu einer Entscheidung kommen – und schließlich handeln. Das ist der Idealfall.

… bedeutet der Wirklichkeit nicht auszuweichen, …

Die Wirklichkeit sieht manchmal ganz anders aus: Die Situation und die damit verbundenen Gefühle werden nicht ernst genommen oder sogar ignoriert und zur Seite geschoben. Was ich nicht fühlen will, ist auch nicht passiert. Ich will nichts fühlen, sehen und hören und stecke lieber den Kopf in den Sand. Oder ich verliere mich in meinen Gefühlen. Ich finde nicht mehr den Abstand, um zu erkennen, was eigentlich los ist, und flippe aus. Ich kann mich in tausenderlei Ablenkungen flüchten, auch in Alkohol oder Drogen. Oder ich stürze mich in meine Arbeit und lenke mich so ab. Und ich kann anderen die Verantwortung zuschieben: Sollen die doch mal machen.
Doch das mich bedrängende Problem, die schwierige Situation, sind damit nicht gelöst. Sie schwelen solange weiter, bis es richtig brennt. Auch die verdrängten Gefühle, meine Ängste, mein Ärger oder die Trauer, leben in mir weiter. Will ich sie nicht wahrnehmen und auf sie eingehen, dann kann das irgendwann körperliche und/oder seelische Folgen haben.

… sondern ihr mutig ins Auge zu blicken und entsprechend zu handeln

Dieses Verhalten, die Realität nicht wirklich wahrhaben zu wollen und sie auszublenden, ist nicht nur auf uns als Einzelne beschränkt. Oft genug kann man es auch in ganzen Gruppen in Gesellschaft, Politik und Kirche erleben. Die Diskussionen um die Folgen der Erderwärmung, um Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen, um Tierhaltung und Fleischkonsum oder um die Gründe für die vielen Kirchenaustritte, den Zölibat oder die Nichtzulassung von Frauen zu den Weiheämtern sind nur einige Beispiele dafür.
Doch es hilft nichts. Wird die Realität verzerrt, ausgeblendet oder gar geleugnet, dann holt sie dich von hinten gnadenlos ein. Und dann wird es nur noch schwieriger, Lösungen zu finden. Also: Wie können wir mit schwierigen Zeiten umgehen?

Der Advent erzählt uns deshalb weniger vom kommenden Christuskind …


Das heutige Evangelium gibt uns darauf eine unbequeme Antwort: Nimm die Wirklichkeit wahr, so wie sie ist. Es ist kein Adventsevangelium, das uns auf die liebliche Weihnachtszeit mit Krippe und Jesuskind einstimmen möchte. Ganz im Gegenteil. Es ist von apokalyptischen Zeiten und Zeichen die Rede. Oder im Klartext: Es ist vom Ende unserer Welt die Rede. Mehr an schwieriger Zeit geht wohl nicht.
Das Weltende macht Angst. Die Angst wird sogar direkt von Jesus angesprochen. Warum? Weil der erste Schritt, um mit einer Angst gut umzugehen, ist, sie und die angsteinflößende Situation zu akzeptieren. Die Angst soll mich ja nicht lähmen, sondern mir helfen, damit ich auf die bedrohliche Situation reagieren kann.

… als vielmehr vom mutigen und aufgeweckten Leben …


Angesichts des Weltendes fliehen zu wollen oder sich tot zu stellen, sind keine sinnvollen Möglichkeiten. Wohin sollte ich denn fliehen? Und das Weltende geht auch nicht an mir vorbei, wenn ich mich totstelle. Jesus schlägt etwas Anderes vor: Akzeptiert die Realität, Richtet euch auf! Kopf hoch! Seid mutig. Das ist zwar das Ende der bisherigen Welt – doch ist es gleichzeitig eure Erlösung. Denn alles, was verknotet und gefangen war, wird nun aufgelöst und befreit.
Sich innerlich und körperlich aufrichten, durchatmen, die Realität mutig anschauen. Am besten nicht allein. Das kann auch für das persönliche Leben gelten: In der mutigen Annahme dessen, wovor ich große Angst habe, kann zugleich der Beginn der Erlösung liegen. …

als wache und betende Christinnen und Christen


Der Advent verlangt von uns eine realistische Bestandsaufnahme und fordert uns auf, adventlich zu leben. Adventlich leben wir, wenn wir uns nicht in Unterhaltung und Rausch, Alltagsleben und Beruf verlieren, sondern wach und betend den kommenden Erlöser erwarten.
Wach leben wir, wenn wir unsere Wirklichkeit nicht ausblenden, sondern sie direkt anschauen. Wenn wir die eigenen Gefühle und die der anderen mutig wahrnehmen, sie reflektieren und schließlich handeln.
Betend leben wir, wenn wir in Beziehung bleiben. Wenn wir unsere Beziehungen zu Gott, zu den Mitmenschen, zur Welt und zu uns selbst pflegen.
Schwierige Zeiten und schwierige Situationen wird es immer geben. Und aufgerichtete, mutige, wache und betende Christinnen und Christen hoffentlich auch.

Fürbitten

Guter Gott, wir warten darauf, dass dein Sohn wiederkommt und diese Welt aus ihren unendlichen Verstrickungen löst. Er ist ja der Erlöser. Dich bitten wir:

– Um Frieden für unsere unerlöste Welt: Frieden für uns Menschen und Frieden für die Natur.
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
– Um Liebe und Wachheit in den Herzen: Liebe zum Leben und zu deiner Schöpfung, Wachheit für die Wirklichkeiten unseres Lebens, unserer Mitmenschen und unserer Mitgeschöpfe.
– Um Gemeinschaft der Kirchen und Geschwisterlichkeit der Religionen: Gemeinschaft an dem einen Tisch und Geschwisterlichkeit in der Einen Welt.
– Um Heilung aller Wunden: Heilung der verwundeten Körper und Heilung der geschundenen Seelen.
– Um Vertrauen für die Sterbenden und Leben für die Verstorbenen.

Wach und betend leben wir in dieser Welt. Wach und betend erwarten wir deinen Sohn, der zu uns kommen wird aus deiner Herrlichkeit. Amen.

Michael Wollek

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