|
Leseprobe 2 |
Zweiter Sonntag im Jahreskreis |
Ein Fest ohne Ende |
Lesejahr C |
|
Beitrag zum Evangelium
Einführung
Wenn Menschen ein Zeichen setzen, dann wollen sie auf etwas ganz Bestimmtes hinweisen: einen Missstand, einen besonderen Erfolg oder vielleicht auch auf eine Gefahr. Auch Jesus setzt heute ein Zeichen. Es ist ein Zeichen mit einem großen Ausrufezeichen und es hat eine frohe Botschaft: Gott will seine Herrschaft aufbauen und Jesus hilft uns, dass wir an dieser Herrschaft teilhaben können.
Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, mit dir kommt Gottes Liebe und Menschenfreundlichkeit in die Welt. Herr, erbarme dich.
Wir dürfen uns mit allem, was uns belastet, an dich wenden. Christus, erbarme dich.
Du schenkst deine Gaben überreich an alle Menschen. Herr, erbarme dich.
Tagesgebet
Allmächtiger Gott, du baust dein Reich unter uns auf und willst uns deine Liebe und Nähe schenken. Nicht immer sind wir in der Lage, dich unter den Menschen zu finden und deine Liebe zu spüren. Stärke uns, damit wir nie nachlassen, dich unter den Menschen zu verkünden, und deine Liebe und Botschaft weitertragen. So bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung GL 425,1–3 »Solang es Menschen gibt auf Erden«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium GL 365 »Meine Hoffnung und meine Freude« und GL 174/3 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung GL 378,1–3 »Brot, das die Hoffnung nährt«
Gesang zur Danksagung GL 389,1–2 »Dass du mich einstimmen lässt«
Segenslied GL 452,1–3 »Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen«
Vorüberlegungen
In der Erzählung von der Hochzeit zu Kana begegnet uns nur wenige Tage nach dem 6. Januar die Epiphanieerzählung des Johannes. Jesus wird zum ersten Mal einer größeren Gruppe von Menschen geoffenbart, indem er sein erstes Zeichen vollbringt. Die Perikope schließt den Eingangsteil des Johannesevangeliums ab. Deutlich wird dies unter anderem daran, dass nach der Zählung des Johannes die Hochzeit zu Kana am siebten Tag stattfindet – davor finden die Fleischwerdung des Wortes, das Zeugnis Johannes des Täufers und die Berufung der ersten Jünger statt. Bis zur Hochzeit macht er einen letzten großen Sprung von drei Tagen – ein unmissverständlicher Hinweis auf die Auferstehung, den die Leseordnung leider weglässt. Johannes schlägt damit auch einen Bogen zur Schöpfungsgeschichte. Mit der Epiphanie Jesu ist also etwas »fertig« geworden. Gottes Heilsplan erfüllt sich. Die handelnden Personen sind bei einer Hochzeit üblicherweise nicht gerade die Hauptpersonen. Maria und Jesus sind Gäste, die Knechte arbeiten im Hintergrund ebenso wie der Verantwortliche für das Fest. Der Bräutigam darf nur noch die notdürftige Erklärung des Festverantwortlichen entgegennehmen. Das Motiv der Hochzeit korrespondiert mit dem himmlischen Hochzeitsmahl, das bei den Synoptikern herangezogen wird. Wenn sich Gottes Heilsplan erfüllt, dann ist das ein gewaltiges Ereignis, ein großes Fest. Auf dem Fest passiert etwas, was eigentlich nicht passieren dürfte: Der Wein geht aus. Für ein Fest konnte und kann das ein gewaltiger Bruch sein, ein Stimmungskiller. Im schlimmsten Fall bedeutet es das Ende des Festes. Diese Not bringt Maria vor Jesus. Die Unterhaltung der beiden lässt viel Raum für Spekulationen. Tatsache ist, dass Jesus tätig wird, obwohl seine Stunde noch nicht gekommen ist. Er verhilft dem Fest zu neuem, bestem Wein. Die Bibel kennt die Gefahren übermäßigen Weinkonsums genauso, wie sie die schönen, Leben bejahenden Aspekte hervorhebt. Hier ist der Wein eindeutig Symbol für das Leben spendende Wirken Gottes. Ohne ihn gibt es kein Fest. Ohne ihn gibt es kein Heil. Doch trinken wir heute noch von diesem Wein und nehmen Gottes Einladung zum Fest an? Gottes Einladung steht jedenfalls.
Predigt Zum Text: Joh 2,1–11 (Evangelium)
Noch einmal eine Epiphanie
Der Dreikönigstag ist vorbei, die Gesänge der Sternsinger sind verklungen. Der Alltag hat uns seit fast zwei Wochen wieder im Griff. Das kann ganz wohltuend sein, schließlich lernen wir die Festzeiten nur zu schätzen, weil wir auch den Alltag kennen. Doch heute hören wir schon wieder von einem Fest. Der Evangelist Johannes berichtet heute von der Hochzeit zu Kana und damit schlagen wir eine Brücke zum vergangenen Dreikönigstag. Denn wie Matthäus Jesus der Welt in der Gestalt der Sterndeuter präsentieren will, so macht Johannes den erwachsenen Jesus im Rahmen einer Hochzeit bekannt. So gesehen ist heute noch einmal Epiphanie – Erscheinung des Herrn, diesmal aber in der Version des Johannes und ohne Sternsinger und ohne Christbaum.
Ein ungeplanter Auftritt
Jesu erstes Auftreten in der Welt erscheint irgendwie nicht ganz geplant. Er ist als einer von vielen mit seinen Jüngern auf einer Hochzeit. Gesteigerte Aufmerksamkeit scheint er erst durch seine Mutter zu bekommen, die die Knechte ausdrücklich auf ihn verweist. Und als das Wunder getan ist, scheint Jesus wieder in der Menge zu verschwinden. Dass Jesus überhaupt tätig werden muss, scheint das Ergebnis einer gewaltigen Fehlplanung zu sein. Der Wein geht aus, das Fest droht an sein viel zu frühes Ende zu kommen. Erst auf die Bitte seiner Mutter wird Jesus – sehr zögernd – tätig. Da ist keine geheimnisvolle Romantik zu spüren wie bei den Sterndeutern in Betlehem. Da ist nichts Glanzvolles wie bei den Engeln auf dem Feld oder Mystisches wie bei der Taufe Jesu. Jesus tut sein erstes Zeichen und dieses Zeichen regt die Menschen auf der Hochzeit zum Nachdenken an. Woher kommt der Wein, der das Fest weiterhin möglich macht – und zwar besser als zuvor?
Zwei Bilder des Heils: Hochzeit und Wein
Der Abschnitt aus dem Johannesevangelium ist voller Bilder und Bezüge zu anderen Stellen in der Bibel. Die Hochzeit war das größte Fest im Leben der Menschen damals. Es ging über mehrere Tage und war ein Fest, zu dem fast das ganze Dorf war. Das Motiv der Hochzeit kennen wir als das Bild für das himmlische Hochzeitsmahl aus den anderen Evangelien. Johannes will uns damit sagen: Wenn Jesus in Erscheinung tritt, dann ist das ein Fest, eine Zeit der Lebensfreude, eine Zeit des Heils. In diese Richtung können wir auch das Bild vom Wein verstehen. Die Bibel kennt verschiedene Aspekte des Weines. Sie warnt vor übermäßigem Konsum und vor Trunksucht. Allerdings ist der Wein auch eine der größten Gaben der Schöpfung, etwas, was des Menschen Herz erfreut. Im Buch der Sprichwörter steht er sogar für die Weisheit Gottes. Fehlt der Wein, ist dieses Fest vorbei, die Weisheit Gottes versiegt, das Heil dahin. Damit dies nicht geschieht, wird Jesus aktiv. Er rettet das Fest, er sichert das Heil für die Menschen. Die Hochzeit, das ist der große freudvolle und Heil spendende Zustand, wenn Gott seinen Heilsplan erfüllt hat. Der Wein ist sozusagen der Treibstoff für diesen Zustand. Die Weisheit und Liebe Gottes, die Zuwendung Jesu zu den Menschen, all das ist dieser Wein. Doch droht der Wein auszugehen. Gottes Heil ist in Gefahr.
Ein Fest ohne Ende?
Die Hochzeit zu Kana ist ein Fest, das nie aufhört. Gottes Heil geht weiter durch alle Generationen hindurch und über Grenzen hinweg. Dieses Fest dauert bis heute. Doch kann das Fest auch heute noch ins Stocken geraten. Am Wein liegt es diesmal nicht, Jesus hat eine so unglaubliche Menge davon bereitet, dass alle Menschen trinken können. Aber immer mehr Menschen kehren dem Glauben und der Kirche den Rücken. Sie lassen sich von diesem Fest nicht mehr anstecken. Unsere Kirche ergeht sich oft in endlosen Diskussionen, Veränderungen sind unendlich mühsam. Wollen wir noch mit anderen Menschen feiern und ihnen vom Wein Jesu einschenken? Geht es uns noch um das Heil Gottes oder geht es uns eher um Traditionen, um Lehrsätze oder vielleicht nur um Rechthaberei? Und wie sieht es bei uns ganz persönlich aus? Vertrauen wir auf die Liebe Gottes? Sind wir bereit, sie weiterzuschenken? Oder täte uns ein guter Schluck des Weines von Jesus ganz gut?
Einfach mitfeiern
Jesus ist in diese Welt gekommen, damit Gottes Heilsplan für uns Menschen Wirklichkeit wird. Er sorgt dafür, dass uns nicht der Wein ausgeht. Überall, wo wir von anderen Menschen die Nähe Gottes erfahren dürfen, überall, wo neue Ideen wachsen dürfen und neue Wege zu Gott gegangen werden, überall, wo Menschen zu Gott finden, wirkt dieser Wein. Dieser Wein hat keine Nebenwirkungen. Deswegen dürfen wir ihn immer wieder genießen. Die Hochzeit zu Kana ist ein Fest, das niemals endet. Insofern unterscheidet es sich deutlich von den anderen Festen, die wir gerade gefeiert haben. Es reicht bis in unseren Alltag hinein und will ihn anfüllen mit Gottes Heil und Gottes Liebe. Wir müssen nur mitfeiern.
Fürbitten
Herr Jesus Christus, du willst Gottes Heil und Gottes Liebe unter uns wirksam werden lassen. Doch manchmal geht uns der Wein aus und wir brauchen deine Unterstützung. Wir bitten dich:
– Wenn unsere Kirche erstarrt und es nicht mehr schafft, dein Heil unter den Menschen zu vermitteln, dann schenke du uns Weisheit und Offenheit. – Wenn wir anderen Menschen Liebe schuldig bleiben, dann schenke du uns den Mut, aufeinander zuzugehen. – Wenn Menschen von der Kirche enttäuscht sind und sich abwenden, dann zeige ihnen einen Weg zum Leben und zum Heil. – Wenn wir selbst von deiner Liebe nichts spüren und uns schwer im Glauben tun, dann schenke du uns deine heilende Nähe. – Wenn Menschen im Sterben liegen, dann schenke ihnen die Gewissheit, dass sie von deiner Liebe getragen sind.
Durch dich, Jesus, kommt das Heil Gottes in die Welt. Dich loben und preisen wir in Ewigkeit. Amen.
|
Stefan Lepre |
|
|
|
pastoral.de
|
Das bewährte
BasisProgramm
auf CD-ROM
oder
Die
Web-Plattform
im Browser
|
Vergleichen Sie hier
|
|
|
Bücher & mehr |
|
|