Dienst am Wort – Startseite
Startseite » Aktuelle Ausgabe » Leseprobe 2
Titelcover der aktuelle Ausgabe 3/2025 – klicken Sie für eine größere Ansicht
Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 2
Ostersonntag
Entbunden ins Leben
Lesejahr A – B – C
Beitrag zum Evangelium

Einführung

»Zwischen Tag und Nacht – österliche Inspirationen« heißt der Titel einer Sammlung von Predigten und Meditationen des verstorbenen Bischofs von Limburg, Franz Kamphaus. Ich möchte am heutigen Ostersonntag mit Blick auf die Geschehnisse in unserer Welt, in unserer Gesellschaft, in unserer Kirche – in der Nähe und der Ferne – ergänzen: zwischen Zuversicht und Verzweiflung, zwischen Hoffnung und Resignation, zwischen ermutigenden Aufbrüchen und deprimierenden Zusammenbrüchen, zwischen Lebensanfängen und Todeskämpfen – österliche Hoffnungsschimmer.

»Ihm, dem auferstandenen Jesus von Nazaret, glaube ich Gott« – mit diesem etwas abgewandelten Wort des evangelischen Pfarrers Kurt Marti kann unsere gemeinsame Feier in allen Fragen und Zweifeln dieser Tage uns ermutigen, uns entbinden zu lassen zu österlicher Hoffnung in das uns von Gott geschenkte Leben.

Kyrie-Ruf

GL 163/5 »Herr Jesus, auferstanden von den Toten«

Tagesgebet

Lebendiger, Leben schaffender Gott,
du hast gesprochen »es werde« und es wurden Tag und Nacht, Wasser und Land, Pflanzen und Tiere und es wurde der Mensch in seiner unaustauschbaren Würde. Wir danken dir für dein wirkmächtiges Wort des Lebens und des Friedens und wir bitten dich:
Erwecke uns neu zu diesem österlichen Leben und entbinde uns von allem, was uns gefangen und gefesselt hält und diesem Leben entgegensteht.
Darum bitten wir durch unseren auferweckten Bruder und Herrn Jesus Christus.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 329 »Das ist der Tag, den Gott gemacht«

Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 464 »Gott liebt diese Welt« und GL 333 »Christus ist erstanden« mit Vers aus dem Lektionar

Gesang zur Gabenbereitung
GL 331 »Ist das der Leib, Herr Jesus Christ«

Gesang zur Danksagung
GL 337 »Freu dich, erlöste Christenheit«

Schlusslied
Osterlied aus dem jeweiligen Diözesanteil

Vorüberlegungen


Während meiner Vorbereitungen für diese »Gedanken zur (Oster-) Sonntagspredigt« beschäftigten mich die Überlegungen zur Exerzitienwoche mit Schwestern aus dem Kloster der Franziskanerinnen von Reute. Ich hatte sie unter das Thema gestellt: Unser Glaubensbekenntnis.

Dabei waren mir folgende Veröffentlichungen sehr hilfreich, die ich mit Gewinn (wieder) gelesen habe: Hans Küng, Credo (Verlag Piper); Christoph Keller, Worauf wir bauen können. Das Credo als Grundriß des Glaubens (Schwabenverlag); Magnus Striet, Alte Formeln – Lebendiger Glaube. Das Glaubensbekenntnis ausgelegt für die Gegenwart (Herder Verlag) und besonders Kurt Marti, Ihm glaube ich Gott. Über Jesus (Theologischer Verlag Zürich).

Österlicher Glaube ist bezeugter und weitergegebener Glaube. Das habe ich in diesen Tagen neu erfahren. Ich bin den Zeugen, denen ich auf diese Weise begegnet bin und die zum Teil meine Lehrer waren, für ihr Glaubenszeugnis dankbar und lege meines gerne dazu. Dem auferweckten Jesus von Nazaret, der Menschen zum Leben entbunden und ins Leben befreit hat, kann ich immer neu glauben und mit Zeuginnen und Zeugen dieser Hoffnung neu glauben lernen.

Predigt


Zum Text: Joh 20,1–9 (Evangelium)

Eigenartig! Im Abschnitt aus dem Johannes-Evangelium, der zum heutigen Ostersonntag für unsere Gottesdienste ausgewählt wurde, kommt nicht ein Mal das Wort »Auferstehung« oder »Auferweckung«, geschweige denn »der Auferstandene« vor. Die Bezeichnung »Ostern« kannte man in dieser Zeit, als dieses Evangelium abgefasst wurde – ungefähr am Ende des 1. Jahrhunderts – noch gar nicht. Vielmehr beschreibt der Text das Grab Jesu, eine Frau, die betrübt, verängstigt und weinend sich von ihrem toten Jesus verabschieden will. Er berichtet, dass sie erschrocken zu den Jüngern eilt, um ihnen ihre Fragen und Zweifel zu sagen: Das Grab ist geschändet, der Verschlussstein weg, die Grabeshöhle ist leer, der Leichnam nicht mehr zu sehen. Was ist geschehen? War es ein Diebstahl? Und der Text malt aus und beschreibt seltsame Dinge: Zwei Jünger, Petrus und der Jünger, den Jesus liebte, eilen wie um die Wette zum Grab und sehen: Dort liegen Binden und das Schweißtuch, mit denen man üblicherweise Tote einwickelt und sogar die Hände festbindet und das Gesicht verdeckt zum Zeichen: Tot ist jetzt tot. Eigenartig, dieser Beginn der Osterpredigt des Johannes!

Daneben gab es schon ungefähr seit den 50er-Jahren des ersten Jahrhunderts Aussagen und Bekenntnisse in den christlichen Gemeinden. Von ihnen berichten etwa der Apostel Paulus und das Markus-Evangelium und vielleicht kannte man solche Sätze auch schon in der Johannes-Gemeinde: »Er, Jesus, ist auferstanden«, »Gott hat ihn auferweckt, er ist nicht hier«, »Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?«, »Er geht euch voraus« und viele andere Bekenntnisse.

Was will Johannes seinen Zuhörerinnen und Zuhörern, uns heute sagen? Uns Heutigen, die wir jetzt zu Ostern Gottesdienst feiern, denen, die in diesen Tagen unterwegs sind, um Leben aufzutanken, und denen, die, wie die Umfragen wieder berichtet haben, zum größten Teil nicht an eine Auferstehung glauben oder sich damit sehr schwertun? Sein Osterthema heißt:

Es geht um den Glauben an den Leben schaffenden Gott

Den Glauben an den Gott, der das Nichtseiende ins Leben ruft, der Leben schafft und Leben schenkt. Es geht um den Glauben an den Gott, der sich schon dem Mose so vorstellte: Ich bin der Ich-bin-da, für euch und die Welt. Es geht um den Gott, den schon die alten Propheten bezeugten als den Gott, der das Schreien seiner Menschen hört und ihre Leiden kennt und ihnen sagen lässt: Ich bin euer Gott. Es geht um den Glauben, dass der Leben spendende und zum Leben erweckende Gott ein Gott ist, der sich aus unermesslicher Liebe an die Menschen gebunden hat, damit sie leben und immer neu das Leben finden. Und der deshalb dem Tod und allen Toden den Stachel der Endgültigkeit gezogen hat. Tot ist nicht tot, sondern der lebendige Mensch bleibt im Leben. Im Leben Gottes durch den Tod hindurch.

Diesen Gott hat der menschgewordene, gekreuzigte und gestorbene Jesus von Nazaret den Menschen bezeugt: in seinen Predigten, in seinen Gleichnissen und besonders in seinem Handeln an den und für die Menschen. Er hat sie gesehen und angesehen, berührt und behandelt, er hat sie aufgerichtet und befreit – in ihrem Hunger und Durst nach Leben und Liebe, nach Angenommensein und Aufgehobensein. Er war ihnen Bruder und Mit-Mensch. Er war Lebensspender und Lebensstifter: den Blinden und Tauben, den Heimatlosen und Vergessenen, den Verfolgten und Vertriebenen, den Verachteten, den Frauen und den Kindern. Und dies alles im Namen und Auftrag des Gottes, den er so benannte: mein Gott und euer Gott. Ein Gott des Lebens und nicht des Todes. Dieser Gott wurde sichtbar, hörbar und greifbar in diesem Jesus. Diese Lebensperspektive bestätigte Gott im Sterben und wie der Glaube glauben darf: in der Auferweckung Jesu aus dem Grab ins Leben. »Tod und Leben kämpfen einen unbegreiflichen Zweikampf, des Lebens Fürst, der starb, herrscht nun lebend«, singt das alte Osterlied. Oder anders: die Richtung hat sich geändert. Wer Jesus finden will, um an ihn zu glauben, kann nicht in Richtung Tod, Vergehen und Untergang laufen und suchen. Denn er ist immer nur dort zu finden, wo es um das Leben für die Lebenden geht, um gefährdetes, bedrohtes und geschundenes Leben, um das Leben der vom Tod Bedrohten. Denn im Grab ist nicht das Leben. Das Grab ist leer!

Es geht um österlichen Glauben an Gott, den Ursprung allen Lebens, …

… sagt der Evangelist Johannes seiner Gemeinde. Deshalb beschreibt er noch ein anderes Bild in der Erinnerung an das Lebens-Wirken Jesu: Der Tote ist entbunden, die Binden bleiben ge- und verbraucht zurück. Das ist österliches Geschehen: Wie der Mensch von der Nabelschnur entbunden, aus der seitherigen lebensnotwendigen Verbindung zur Mutter abgenabelt wird und seinen ersten Lebensschrei tut, so bleiben jetzt die Binden und das im Grab des Todes Gebundensein Jesu im Grab zu rück. Denn Leinenbinden gehören zum Tod und zu den Toten. Oft wurden Mund und Hände gebunden. Es gibt nichts mehr zu sagen und nichts mehr zu tun. Es soll im Grab bleiben, was zum Grab gehört.

Johannes hatte es schon einmal angesagt und gezeigt: Jesus tritt ans Grab des verstorbenen Freundes Lazarus und sagt zu den Umstehenden: Bindet ihn los, lasst ihn gehen. Ich will, dass er das Leben hat. In der Gemeinschaft mit mir, denn: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Zum Leben entbunden: von Anfang der Schöpfung an und freigelassen ins Leben. Wo Jesus in Berührung kam mit Kranken und vom Tod Gezeichneten, vom Schicksal Gebeugten und von Schuld Niedergedrückten, da berührte er sie und öffnete ihnen Geist und Sinne, richtete sie auf und heilte sie, erweckte sie zum Leben und gab diesem Leben Sinn und Halt. Nicht der Tod soll das letzte Wort über den Menschen haben sondern: Ich bin gekommen, damit ihr das Leben habt und es in Fülle habt. Deshalb wird er als Sieger über das Dunkel des Todes gefeiert, wie wir in der vergangenen Nacht gesungen haben. Besiegt sind das Dunkel, die Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit. Deshalb bleibt Jesus nicht im Tod gebunden. Tod und Grab können ihn nicht festhalten. Der Gott des Lebens weckt ihn ins Leben.

Johannes geht es um diesen unseren österlichen Glauben, …


… um die Zukunft des Lebens, die überall dort aufsteht und auflebt, wo es nach Rückschlägen einen Neuanfang gibt, wo Menschen andere Menschen ins Leben und zum Leben verhelfen, wo einer und eine anderen hilft, nach einem Schicksalsschlag wieder aufzustehen. Österliche Erfahrungen scheinen da auf, wo die Spirale der Gewalt aufgebrochen wird durch Zeichen der Versöhnung, wo Menschen einstehen und eintreten für das Leben – am Beginn und am Ende des Lebens. Österlich wird es dort, wo Menschen sich einsetzen für die Würde und Unverletzlichkeit des Menschen, wo in der Verzweiflung Trost und Hoffnung geschenkt werden. Österlicher Glaube verspricht uns und mutet uns zu, als Menschen des Lebens zu leben. Als Menschen, die sich nicht von Todesmächten und Mächten der Zerstörung binden lassen, mit allem, was Leben verhindert und tötet. Wovon Jesus entbunden ist, von Verrat, Gewalt und Tod, davon sollen wir uns nicht binden lassen. Im Glauben, im Vertrauen und in der Hoffnung auf seinen und unseren Gott des Lebens werden wir dann nicht länger unterwegs zum Friedhof und den Friedhöfen sein. Angestiftet zum Leben, werden wir aufstehen und auferstehen aus den Todeszonen und den Gräbern des Todes in ein neues Leben, das von Gott selbst erweckt und neu geschenkt ist. Mit Kurt Marti, einem evangelischen Schweizer Pfarrer, können wir es österlich sagen: Ihm, dem auferweckten Jesus von Nazaret, glauben wir Gott.

Fürbitten

Herr Jesus Christus, auferweckt aus dem Tod ins Leben, dir können wir glauben, dass auch uns Leben geschenkt ist und wir ins Leben entbunden sind. Mit unseren Bitten kommen wir vor dich im Vertrauen, dass du uns hörst und erhörst:

– Viele Menschen sind auf der Flucht und suchen eine neue Lebensperspektive, viele leiden und sterben in den Kriegs- und Krisengebieten unserer Welt. In geschwisterlicher Verbundenheit
rufen wir:
(GL 632/1 »Erhöre uns, Herr, erhöre uns«)
– Erschüttert von den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Völkern und Kulturen, besonders in der Ukraine, im Nahen Osten, im Kongo und Sudan und betroffen vom unsäglichen Elend all derer, die darunter leiden müssen und ihr Leben verlieren, rufen wir in Mitverantwortung für Frieden und Versöhnung:
– Mütter und Väter sind belastet und bedrückt im familiären und beruflichen Alltag und sind in großer Sorge um die Zukunft ihrer Kinder und Jugendlichen. Für sie bitten wir:
– Die Erschütterungen in unserer Kirche durch Missbrauch und Gewalt verdunkeln die österliche Hoffnungsbotschaft und lassen viele an deiner lebendigen Nähe zweifeln. Um Mut zur Erneuerung bitten wir:
– In unserer Verantwortung für die Würde aller Menschen und in den Herausforderungen für eine gerechte Verteilung der Güter unserer Erde und für die Bewahrung der Schöpfung rufen wir:
– In Dankbarkeit und Achtung vor dem unermüdlichen Einsatz vieler Frauen und Männer in der Pflege und Fürsorge für alte, kranke und sterbende Menschen und im Wissen um ihre täglichen Belastungen und Mühen rufen wir:
– An den Gräbern unserer Verstorbenen, derer wir in diesen Tagen besonders gedenken, in unseren Tränen und Schmerzen und in der Hoffnung auf dein österliches Licht bitten wir:

Auferweckter Herr und Bruder Jesus Christus, du bist die Hoffnung auf Auferstehung und Leben. Dir sei Lob und Preis und Ehre an diesem österlichen Tag und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit. Amen.

Wolfgang Tripp

Zurück zur Startseite

pastoral.de


Das bewährte
BasisProgramm
auf CD-ROM


pastoral.de - BasisProgramm

oder

Die
Web-Plattform
im Browser


pastoral.de - Web-Plattform

Vergleichen Sie hier


Dienst am Wort
Telefon: +49 (0) 711 44 06-134 · Fax: +49 (0) 711 44 06-138
Senefelderstraße 12 · D-73760 Ostfildern
Kontakt | AGB | Datenschutz | Impressum