archivierte Ausgabe 4/2023 |
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Herausgeber |
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Leseprobe 2 |
Pfingstsonntag |
Der Heilige Geist als Türöffner |
Lesejahr A – B – C |
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Beitrag zum Evangelium
Einführung
50 Tage lang haben wir Ostern gefeiert. Man kann es oft ein Leben lang nicht richtig begreifen, dass aus Tod Leben entstehen kann, dass das Grab ein Ort der Hoffnung ist. Der Geist Gottes, der Schöpfergeist macht lebendig. Er bringt auch die etwas mutlose und tatenlose Schar der Jünger in Bewegung, macht sie lebendig. Doch wir blicken nicht nur zurück. Heute, hier und jetzt danken wir Gott für das Geschenk seines Heiligen Geistes, der uns beisteht und immer wieder neue Kraft schenkt, unser Leben zu bewältigen, unseren Glauben zu leben, lebendige Kirche hier am Ort zu sein. Der Heilige Geist beflügelt uns, unser Christsein zu leben und uns zu Gott zu bekennen. Singend beten wir, dass der Heilige Geist in uns wirkt:
Kyrie-Ruf
GL 165 »Send uns deines Geistes Kraft«
Tagesgebet
Messbuch – Pfingsten am Vorabend, Tagesgebet 2
Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung GL 347,1–2 »Der Geist des Herrn erfüllt das All«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium GL 645/5 »Alle wurden erfüllt mit Heiligem Geist« mit 645/6 (Verse aus Psalm 147) und GL 176/1 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung GL 349 »Komm, o Tröster, Heilger Geist«
Gesang nach der Kommunion GL 346 »Atme in uns, Heiliger Geist«
Schlusslied GL 383 »Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt«
Vorüberlegungen Zum Text: Joh 20,19–23 (Evangelium)
Das Evangelium von der Erscheinung Jesu vor den Jüngern hinter verschlossenen Türen ruft viele Anklänge zur heutigen Situation der Kirche hervor. In der Pandemie blieben viele Türen unserer kirchlichen Räume geschlossen. Viele haben in Deutschland die Kirche verlassen und die Tür zugeschlagen. Manchmal haben wir Angst, uns zur Kirche zu bekennen, weil wir nur Unverständnis und Kopfschütteln befürchten. Umgekehrt ist oft nicht vermittelbar, was uns die Kirche bedeutet, wie viel Kraft und Freude oder Trost wir aus der Feier der Sakramente oder dem Wort Gottes ziehen. Das Verständnis für unser Verbleiben in der Kirche ist vielen heute verschlossen. Der Auftrag Jesu, die Jünger zur Vergebung der Sünden zu senden, ist heute kaum umzusetzen. Selbst für engagierte Katholiken ist die Beichte unwichtig. Um sich mit Gott oder Menschen zu versöhnen, brauchen viele nicht die Kirche als institutionalisierte Jüngerschaft.
Die Kluft zwischen dem Pfingstereignis in der Apostelgeschichte und der heutigen Realität von Gläubigen ist groß. Das Johannesevangelium zu Pfingsten lässt eher Anklänge an heute mitschwingen.
Jesus durchbricht verschlossene Türen, nicht die Jünger. Der Heilige Geist ist der Lebensatem der Jünger, nicht ein Trainingsprogramm. Ich lade mit der Predigt zu einem Blickwechsel ein: nicht nur den Blick auf die Realität heutiger kirchlicher Situation als einzige Möglichkeit anzusehen, sondern den Blick auf Jesus zu richten und den Blick Jesu zu übernehmen.
Predigt
Jesus traut den verängstigten Jüngern viel zu
Wer die Papstkirche St. Johannes im Lateran in Rom betritt, wird an den Wänden der riesigen Halle von den Aposteln begrüßt. Überlebensgroß und voller Kraft und Energie wirken die Statuen. Von dieser Glaubenskraft und Lebendigkeit ist im heutigen Fest-Evangelium nichts zu sehen. Eingeschlossen haben sich die Apostel. Angst lähmt sie, erzählt Johannes. Spiegelt sich in diesem Evangelium nicht unsere Wirklichkeit als Gläubige wider? Wir sind auch ratlos, wie es mit der Kirche weitergehen soll. Selbst die eigenen Kinder oder Enkel tun sich schwer mit unserer Kirche. Aber auch ihr Glaube kommt immer mehr abhanden.
Jesus wendet sich nicht enttäuscht von den Jüngern ab. Er gibt sie nicht resigniert auf: Wer so viel Angst hat, so wenig Vertrauen in die Kraft des Heiligen Geistes, der ist für die Verbreitung des Christentums, für die Sendung in alle Welt nicht zu gebrauchen.
Der weite Weg der Jünger aus dem geschlossenen Raum heraus
So aber denkt Jesus offensichtlich nicht. Er gibt seine Jünger nicht auf. Er geht zu ihnen und sagt zweimal: Friede sei mit euch. Friede ist also eine Gabe Gottes. Er wird genährt aus dem Vertrauen in Gott. Dieses Vertrauen soll die aufgewühlten Jünger nach dem gewaltsamen Tod Jesu stärken, beruhigen, trösten. Nach dem Erleben des Karfreitags ist Gottes Möglichkeit noch nicht zu Ende. Dass Jesus zweimal den Jüngern den Frieden wünscht, macht deutlich, aus welcher Situation sie herausgeholt werden müssen. Als Ausdruck seines Vertrauens in die Jünger mutet er ihnen zu: Geht hinaus, erzählt von den Erfahrungen, da ihr euch auf mich eingelassen habt, also in meiner Nachfolge lebt. Der Heilige Geist wird euch begleiten, stärken, schöpferisch werden lassen, um den Glauben an Gott zu verkünden. Es war schon ein weiter Weg nötig von der Situation der Jünger vor Pfingsten bis zu dem Bild, das sie nach Pfingsten abgeben, wie es sich in den lebendig und vital wirkenden Figuren der Apostel in der Lateranbasilika in Rom zum Ausdruck kommt. Jesus setzt nicht auf Helden, sondern auf Menschen, die sich offen halten für ihn und bereit sind, im Glauben zu wachsen, die letztlich Gott etwas zutrauen. Und dass dieses Vertrauen in Gott bei den Jüngern, den Nicht-Helden wachsen konnte, ist dem Heiligen Geist zu verdanken. Dies drückt das Johannesevangelium im Bild des An-Hauchens aus: »Er hauchte sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist.«
Gottes Geist wirkt in unseren Gemeinden
Wagen wir einen Blick auf heute: Trotz der großen Austrittswelle aus den christlichen Kirchen erleben wir in vielen Gemeinden, dass sie sich nicht hinter ihre Kirchtüren zurückziehen. Sie haben kreative Formen entwickelt, um im gesellschaftlichen Umfeld wahrgenommen zu werden: Meditative Spaziergänge, Motorradexerzitien, großer Einsatz und klares Bekenntnis zu Menschen, die in treuen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben. Hier hat der Druck von Christen in vielen Diözesen das Arbeitsrecht geändert. Die Corona-Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen wie auch der geringe Zuspruch zu den sonntäglichen Gottesdiensten hat Gemeinden nicht resignieren lassen, sondern kreativen Geist geweckt: weihnachtliche Wortgottesdienste an Heilig Abend, dem 24.12. im Freien, eine andere Weise, Fronleichnam zu feiern als einen Spaziergang durch die Gemeinde zu Häusern, die mit Symbolen zur Eucharistie geschmückt waren, Aufbau einer Krippenlandschaft im Park mit wechselnden Szenen bis Weihnachten und einem winterlichen Café, um mit den Spaziergängern ins Gespräch zu kommen. Es ist erstaunlich, wie kreativ und ermutigend der Heilige Geist sein kann. Auch der Mut, am Synodalen Weg festzuhalten, zeigt das Vertrauen in den Heiligen Geist. Denn hier versuchen Christen, das Evangelium und die menschliche Wirklichkeit in Beziehung zu setzen. Das ist anstren gend, aber die Tür zum alltäglichen Leben der Menschen wird nicht zugeschlagen. Viele Menschen engagieren sich bei der Herausforderung, ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen. Dazu tragen auch viele Gemeinden und christliche Institutionen wie Caritas oder Diakonie ihren Teil bei. (Das Erzbistum Köln hat für dieses Jahr mehr als 1 Million Euro im Haushalt für die Ukraine-Hilfe eingesetzt – und das bei geringer werdenden Einnahmen.) In Düsseldorf wurde eine Kirche geöffnet, um dort eine Tafel für Bedürftige einzurichten. Der Andrang ist groß und die Gemeinde erlebt, wie konkret die Armut in ihrem Ortsteil ist. Der Heilige Geist wirkt in unserer Kirche. Er schafft kreative Ideen und verhindert die Resignation.
Christen als Türöffner für Gott
Im persönlichen Glauben halten wir die Türen offen für einen Gott, der wie ein guter Vater oder eine liebende Mutter zu uns steht und seinen Bund mit uns nicht bricht, auch wenn wir keine perfekten Christen sind. Durch unsere Kirchen verweisen wir auf einen Gott, der Auferstehung ermöglicht, wenn alles Können und Tun am Ende ist. Wir sind mit unserem Glauben die Zeugen, die Jünger und Jüngerinnen für diesen Gott. Oder im Bild des Johannesevangeliums gesprochen: Wir sind die offene Tür zu diesem Glauben.
Fürbitten
Heute feiern wir Pfingsten, an dem der Heilige Geist die Jünger aus ihrer Ängstlichkeit und Verschlossenheit herausgeholt hat. Wir vertrauen darauf, dass der Heilige Geist auch heute noch wirkt. Wir bitten Gott um den Beistand seinen Heiligen Geistes:
– Wir beten für die Menschen in der Ukraine und in anderen Kriegsgebieten, die sich nach Frieden und Sicherheit sehnen. Der Geist Gottes möge den Verstand jener erleuchten, die die Macht haben, die Waffen zum Schweigen zu bringen. Du lebendig machender Geist Gottes: (Wir bitten dich, erhöre uns.)
– Wir beten für die Frauen und Männer, die sich der Armut in ihrem Umfeld stellen und die mit ihrer Liebe mutlose Menschen aufrichten. Du lebendig machender Geist Gottes:
– Wir beten für alle Menschen, die andere Menschen berühren und trösten oder stärken – mit ihren Worten, mit ihrer Musik, mit ihren Gesten. Du lebendig machender Geist Gottes:
– Wir beten für alle, die in der Gemeinschaft der Glaubenden einander tragen und ertragen; die trotz unterschiedlicher Meinungen sich um Jesus versammeln als dem Mittelpunkt der Kirche. Du lebendig machender Geist Gottes:
– Wir beten für die Christen, die mit kreativen Ideen den Glauben nach draußen tragen und unsere Kirche im Alltag erlebbar machen. Du lebendig machender Geist Gottes:
– Wir beten für uns selbst, dass der Heilige Geist unseren Glauben und unser Vertrauen in Gott stärke. Du lebendig machender Geist Gottes:
Treuer Gott, durch Jesus Christus schenkst du uns Frieden wie damals den Jüngern. Lass uns den Hauch Jesu spüren, der uns mit dem Heiligen Geist belebt. Du beschenkst uns mit Hoffnung und Kraft. Dafür danken wir – jetzt und bis in deine Ewigkeit. Amen.
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Karl-Heinz Sülzenfuß |
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