archivierte Ausgabe 4/2024 |
|
|
|
|
Herausgeber |
|
|
|
|
|
Leseprobe 2 |
Fronleichnam |
»Damit ihr immer an mich denkt« |
Lesejahr B |
|
Beitrag zum Evangelium
Einführung
Vielfältige Möglichkeiten, miteinander zu beten und Gottesdienst zu feiern, gibt es in unserer Kirche und in unseren Gemeinden. Immer wieder werden Frauen und Männer kreativ und gestalten gottesdienstliche Angebote, die Menschen einladen und ansprechen. Die Eucharistie hat es da manchmal schwer mit ihrer durch eine lange Tradition geprägten Form. Dennoch bleibt sie als Liturgie, in der wir das Gedächtnis an Jesu Abendmahl wachhalten und zugleich mit der weltweiten Kirche uns verbunden fühlen, bedeutsam und wichtig. Daran erinnert auch das Fest, das wir heute feiern.
Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, in den Zeichen von Brot und Wein hast du das Gedächtnis an dein Leiden und Sterben gestiftet. Herr, erbarme dich.
In den Zeichen von Brot und Wein ermöglichst du uns Gemeinschaft mit dir. Christus, erbarme dich.
In den Zeichen von Brot und Wein schenkst du uns den Geschmack der Hoffnung auf Leben, das den Tod überwindet. Herr, erbarme dich.
Tagesgebet
Guter Gott, beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern hat dein Sohn Jesus Christus uns diese Feier geschenkt. In den Zeichen von Brot und Wein schenkt er sich uns selbst. Lass uns in der Begegnung mit ihm und aus der Erinnerung an sein Leben froh und heil werden und mach uns zu Zeuginnen und Zeugen seiner Liebe in dieser Welt. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung GL 146 »Du rufst uns, Herr, an deinen Tisch«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium GL 281 »Also sprach beim Abendmahle« und GL 175/2 »Halleluja« (mit Ruf)
Predigtlied GL 209 »Du teilst es aus mit deinen Händen«
Gesang zur Gabenbereitung GL 282 »Beim letzten Abendmahle« oder GL 739 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Alle Menschen höret«
Gesang zur Danksagung GL 213 »O heilge Seelenspeise« oder GL 878,1–3.6 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Lobe, Zion, deinen Hirten«
Schlusslied GL 382 »Ein Danklied sei dem Herrn«
Vorüberlegungen
Zum Text: Mk 14,12–16.22–26 (Evangelium)
Das Evangelium fasst zwei Perikopen zusammen: die Vorbereitung des Paschamahles und die Schilderung des Letzten Abendmahles mit den Einsetzungsworten Jesu. Es ist also Erinnerung an die »Einsetzung« der Eucharistie und gibt zugleich Zeugnis von der Praxis der jungen Kirche, in der dieses Mahl zum Ort intensiver Gemeinschaft mit Jesus Christus geworden ist. Im Gotteslob gibt es »eine gesungene Erinnerung an das, was sich in der Feier der Eucharistie vollzieht«1. Dieses Lied wird in dieser Predigt betrachtet, mit dem Evangelium in Beziehung gebracht und – womöglich – gesungen. Die Predigt will so Fronleichnam als Fest erschließen, das an das Letzte Abendmahl erinnert und der (persönlichen) Bedeutung der Eucharistiefeier nachspürt.
Predigt
Ein Lied …
»Du teilst es aus mit deinen Händen«2 – im Gotteslob findet sich dieses Lied unter den Gesängen zur oder nach der Kommunion. »Die Worte sind schlicht. Die Musik hüllt sie in einen Klangleib, quasi parlando«, schreibt der Kirchenmusiker Meinrad Walter dazu.3 Der Text stammt vom 2019 verstorbenen Priester und Schriftsteller Lothar Zenetti, die Melodie hat Kurt Grahl komponiert. Es ist ein Lied, das davon singt, was wir im Evangelium gehört haben: wie Jesus mit seinen Jüngern vor seinem Leiden zu einem letzten Festmahl zusammenkommt. Es ist, so Markus, ein Paschamahl. Es verbindet sein Leben und Sterben mit der großen Heilsgeschichte des Volkes Israel und mit der großen Hoffnungsvision vom kommenden Reich Gottes. Es spiegelt wider, wie die Eucharistiefeier in der jungen Gemeinde schon zum Ort wurde, wo die Gemeinschaft mit Jesus Christus besonders intensiv erfahren wird. »Insgesamt ist dieses Lied eine gesungene Erinnerung an das, was sich in der Feier der Eucharistie vollzieht. Der introvertierte Charakter der Musik unterstützt dies und fügt sich besonders gut an das Ende der Kommunionspendung«, lässt Meinrad Walter seine Gedanken zu diesem Gesang enden.
… das uns an das Letzte Abendmahl erinnert …
Neben dem Gründonnerstag ist das Fronleichnamsfest der Tag, an dem wir uns als Kirche besonders an das Letzte Abendmahl erinnern. Der Tag, an dem wir nachspüren, was uns denn die Eucharistie bedeutet, auch ganz persönlich. Diese zentrale Feier unserer Kirche, zu der so viele, wir müssen es zugeben, nur schwer noch einen Zugang finden. Die Vielzahl der Riten und Formeln, die Sprache der Gebete und Lieder, die Geprägtheit und Feierlichkeit dieser Liturgie – für die meisten von uns hier sind sie wohl vertraut. Andere lassen sich davon beeindrucken oder faszinieren. Aber für nicht wenige sind es Barrieren, die sie abhalten, zu kommen und mitzufeiern. Jahr für Jahr versuchen unzählige Frauen und Männer mit viel Begeisterung und Kreativität, unseren Kindern auf dem Weg zur Erstkommunion einen Zugang zu dieser Feier zu ermöglichen. Auch sie erfahren, dass dies gar nicht so einfach ist. Der erste und entscheidende Schritt ist dabei immer, sich zu erinnern, was Jesus getan hat. Es geht darum einzutauchen in das, was damals in diesem »großen Raum im Obergeschoss« geschehen ist. Das Lied singt davon in einer ganz schlichten Weise in der zweiten und dritten Strophe.4
… das von der Begegnung mit IHM singt …
Aber sich das Geschehen damals im Abendmahlssaal nur ins Gedächtnis rufen, sich der Worte und Gesten Jesu nur erinnern, das reicht nicht. Davon singt dieses Lied auch. Die erste und die vierte Strophe beginnen mit einem »Du«. Wer in dieses Lied mit einstimmt, spricht Jesus an. Er oder sie nimmt Beziehung zu ihm auf. »Du teilst es aus mit deinen Händen. Du schenkst uns ein das Blut der Trauben.« Dieses Lied will genau das, was auch jede Eucharistiefeier möchte: mich in Kontakt mit Jesus bringen. Wie beim Paschamahl der Juden geht es darum, sich so zu fühlen, als wäre ich damals dabei gewesen. Ich sitze bzw. liege bei diesem Festmahl zu Tisch. Mir reicht Jesus das Brot und den Kelch. Zu mir spricht er diese Worte: Nimm, das ist mein Leib, das bin ich selbst. Trinke, das ist mein Blut, vergossen aus Liebe, Zeichen eines unzerstörbaren Bundes. Es geht darum, dass ich sagen kann: Der, den ich in diesem Brot in Händen halte, hält mein Leben in seiner Hand. In ihm finde ich, was mich leben lässt und was den Tod überwindet.5
… von der verwandelnden Kraft dieses Mahles …
Sich erinnern und persönlich mit Jesus Christus in Beziehung zu treten – darum geht es in der Eucharistie. Und das wirkt sich aus, das wirkt nach außen. Das klingt in unserem Lied in der vierten Strophe an. »Herr, mach uns darin eins im Glauben.« Eucharistie feiern können wir nur gemeinsam. Eucharistie feiern, Brot und Wein teilen schafft Gemeinschaft, lässt uns eine tiefe Verbundenheit untereinander spüren, macht die Einheit sichtbar, die der Glaube an Jesus Christus uns schenkt. Das können wir in einem großen Festgottesdienst, bei einer Messe beim Weltjugendtag wie auch in einer kleinen Werktagsgemeinde erfahren. Wer Eucharistie feiert, wird aber auch gestärkt und ermutigt, außerhalb dieses Raumes von dem etwas aufscheinen zu lassen, was ihn hier bewegt hat. »Lass uns deine Zeugen sein«, endet das Lied. So wie die Jünger »nach dem Lobgesang« aus dem Abendmahlssaal hinausgegangen sind, so gehen auch wir wieder hinaus. Manchmal wie die Jünger in bedrängende Situationen und große Herausforderungen, in Aufgaben, die auf uns warten – immer aber in diese Welt mit ihrem Frohen und Schönen, aber eben auch mit dem, woMenschen sich nach Heil, Hilfe und Frieden sehnen. Da können wir seine Zeuginnen und Zeugen sein.6
… und nachklingen will in unserem Leben
Dieses Lied hat für mich Ohrwurmqualität. Wenn ich es gesungen habe, klingt es in mir weiter. Ich summe es manchmal vor mich hin. So wie das, was wir hier gemeinsam feiern, weiterklingen möchte in unserem Leben. Das kann auf vielfältige Weise geschehen. Durch ein Wort oder einen Gedanken, der mich im Gottesdienst angesprochen hat und den ich im Herzen noch bewegen werde. Durch einen Impuls, der mich etwas anpacken lässt. Durch die Freude, die mir diese Gemeinschaft wieder bereitet hat. Oder durch die »Erfahrung der Kommunion«, die Anselm Grün in einem Buch zur Eucharistie einmal so beschrieben hat: »Für [manche] ist es wichtig, dass sie auch während des Tages daran denken, dass sie nicht alleine ihren Weg gehen, sondern dass Christus in ihnen ist als die eigentliche Quelle des Lebens und der Liebe. Sie erinnern sich immer wieder daran, dass sie mit Christus eins geworden sind, dass sie aus der innigen Beziehung zu ihm heraus leben. Und sie sehen diesen Christus nicht nur in sich selbst, sondern auch in ihren Brüdern und Schwestern. Sie gehen daher anders mit ihnen um. Sie glauben daran, dass sie überall Christus begegnen. In der Kommunion sind sie auch eins geworden mit allen Menschen, für die Christus gestorben ist und die er mit seiner Liebe umgibt.«7 Wenn die Eucharistie wie dieses Lied auf diese Weise nachklingen kann, bekommt unsere Welt durch uns an manchen Orten einen anderen, einen wohltuenden Klang.
Fürbitten
Herr Jesus Christus, wir erinnern uns an das, was du beim Letzten Abendmahl getan hast, und danken, dass die Feier der Eucharistie uns bis heute mit dir verbindet. Höre unsere Bitten:
– Bewege unsere Kirche, dass sie Wege findet und zulässt, die es möglich machen, überall dort, wo Glaubende sich danach sehnen, die Eucharistie zu feiern. – Stille – Jesus, du Brot des Lebens: (Wir bitten dich, erhöre uns.) – Lass alle, die zum Katholikentag in Erfurt zusammenkommen, die Gemeinschaft mit dir und untereinander als stärkend und motivierend erfahren. – Stille – Jesus, du Brot des Lebens: – Schenke der Welt den Frieden und die Einheit, nach der sich die Menschen sehnen. – Stille – Jesus, du Brot des Lebens: – Stärke alle, die in unserer Gesellschaft Räume schaffen, wo Menschen über alle Unterschiede hinweg zusammenkommen, sich begegnen und Unterstützung erfahren. – Stille – Jesus, du Brot des Lebens: – Lass unsere Verstorbenen in dir das Leben finden, das den Tod überwindet. – Stille – Jesus, du Brot des Lebens:
Jesus Christus, in dieser Feier hast du uns den Geschmack der Hoffnung geschenkt. Du bist das Brot, von dem wir leben und das uns zu Zeuginnen und Zeugen deiner Liebe macht. Dafür danken wir dir, heute und in Ewigkeit. Amen.
Anmerkungen: 1 Meinrad Walter, Quelle: https://www.gotteslob.at/material/du-teilst-es-aus-mit-deinenhaenden-gl-209 2 Wo es möglich ist, kann die Melodie des Liedes zur Einführung der Predigt leise von der Orgel gespielt werden und dann verklingen. 3 AaO. 4 An dieser Stelle können nun die beiden Strophen (GL 209,2+3) gesungen werden. 5 An dieser Stelle kann nun die erste Strophe (GL 209,1) gesungen werden. 6 Nun kann die vierte Strophe gesungen werden (GL 209,4). Danach kann der Organist die Melodie bis zum Ende der Predigt leise weiterklingen lassen. 7 Anselm Grün, Die Eucharistiefeier. Verwandlung und Einswerden, Münsterschwarzach 2000, S. 62.
|
Klaus Kempter |
|
|
|
pastoral.de
|
Das bewährte
BasisProgramm
auf CD-ROM
oder
Die
Web-Plattform
im Browser
|
Vergleichen Sie hier
|
|
|
Bücher & mehr |
|
|