archivierte Ausgabe 5/2024 |
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Leseprobe 2 |
15. Sonntag im Jahreskreis |
Von Christus berufen und gesendet |
Lesejahr B |
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Beitrag zum Evangelium
Einführung
Gott beruft immer wieder Menschen in seine Nachfolge. Er ruft Menschen, die mutig bereit sind, diesen Auftrag anzunehmen; die wissen, wie viel es an uns als lebendige Christinnen und Christen liegt, dass die Welt nicht so bleibt, wie sie ist. Wenn wir heute gemeinsam Gottesdienst feiern, dann wissen wir, dass Gott mitten unter uns ist. Lassen wir uns also jetzt in seinen Dienst nehmen, ihm unser Herz öffnen, auf sein Wort hören und mutig seine Werkzeuge in unserer Welt sein.
Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du rufst Menschen in deine Nachfolge, ohne sie zu überfordern. Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du weißt, was wir Menschen brauchen und forderst niemanden über seine Fähigkeiten heraus. Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du gibst uns Mut, das richtige Wort zu sprechen, gerade dann, wenn wir es selber nicht wissen. Herr, erbarme dich.
Tagesgebet
Gütiger Gott, dein Wort ist Licht und Wahrheit für unser Leben. Gib, dass wir offen für deinen Auftrag durch unser Leben gehen und den Mut haben, deinem Ruf zu folgen. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn und Gott.
Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung GL 455,1–4 »Alles meinem Gott zu Ehren«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium GL 657/3 »Dein Erbarmen, o Herr« mit 633/7 (Psalm 85) oder GL 144,1–3 »Nun jauchzt dem Herren, alle Welt« und GL 174/1 mit Vers aus dem Evangeliar
Gesang zur Gabenbereitung GL 184 »Herr, wir bringen in Brot und Wein« oder GL 461,1–2.4 »Mir nach, spricht Christus«
Gesang zur Danksagung GL 400 »Ich lobe meinen Gott«
Segenslied GL 452,1–2.6 »Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen«
Vorüberlegungen Zum Text: Mk 6,7–13 (Evangelium)
Jesus ist in seiner Heimatstadt Nazaret aufgetreten. Dort erfährt er viel Ablehnung, was er auch selbst ins Wort bringt. Als Konsequenz daraus wandert er in den umliegenden Dörfern umher und wirkt dort. Die zwölf Apostel sind bei Jesus und direkt für ihn erreichbar, bzw. sie sind immer an seiner Seite. Ihre besondere Rolle wird noch einmal unterstrichen. Die Zwölf bekommen Anteil an der göttlichen Vollmacht Jesu. Sie tun das, was sie tun, nicht aus sich heraus, sondern alleine im Rückbezug auf die göttliche Vollmacht Jesu. Er bleibt das handelnde Subjekt auch in den Personen der Apostel. Die Handlungsgebote sind eher Verbote. Die Jünger sind von Beginn an auf das Wohlwollen der Menschen, denen sie begegnen, bei ihrer Versorgung angewiesen. Die Reduzierung auf das Minimum bedeutet auch eine Erleichterung beim Wandern und zugleich eine Beschränkung auf das Wesentliche. Jesus setzt voraus, dass die Zwölf auf Menschen stoßen, die ihnen wohlgesonnen sind und schon von der Botschaft Jesu gehört haben. Die Zwölf salben Kranke. Damit ist die Stelle eine Quelle für die Praxis der heutigen Krankensalbung. Es wird zwischen dem Salben von Kranken und dem Austreiben von Dämonen unterschieden. Ein Blick auf innere Krankheit und äußere Verletztheit.
Predigt
Jesus macht die Erfahrung, dass er nicht gewollt ist und das auch noch an einem Ort, der für ihn von großer Bedeutung ist: zu Hause in Nazaret. Für uns ist Heimat ein Ort und vielleicht Personen, die wir mit positiven Emotionen belegen, beispielsweise Familienmitglieder und Freunde. Sie geben Sicherheit und das Gefühl: »Hier hin kann ich mich zurückziehen. Hier bin ich anerkannt.«
Jesus macht genau diese Erfahrung nicht. Er sieht sich vielmehr gezwungen, wieder wegzugehen und sein Wirken an anderen Orten fortzusetzen. Dabei verzweifelt er nicht und zweifelt nicht an seinem Auftrag und seiner Botschaft. Nach der Erfahrung, nicht gewollt zu sein und abgelehnt zu werden, setzt das heutige Evangelium ein. Jesus lässt sich nicht entmutigen (und steckt seinen Kopf nicht in den Sand). Vielmehr entscheidet er sich weiterzumachen. Er zieht in den Dörfern umher, predigt und lehrt. Er gibt das weiter, von dem er selbst zutiefst und zuinnerst überzeugt ist. Das tut er mit dem Bewusstsein, von Gott zu den Menschen gesendet zu sein. Er ist davon überzeugt, dass die Menschen von seiner Botschaft hören sollen. Deshalb beauftragt er, theologisch würde man vielleicht sagen »er beruft«, die Menschen, die ihm am nächsten sind und denen er vertraut. Sie sollen Anteil an seinem Wirken und seiner Sendung haben.
Die Botschaft Jesu vom Reich Gottes kann nicht nur eine Botschaft unter anderen sein. Sie ist lebensverändernd und muss verkündet werden. Dabei kommt den Jüngern nicht nur die Rolle der erzählenden Beobachter zu, sondern sie erhalten Vollmacht. Das heißt, sie reden und agieren nicht aus sich heraus oder nach ihrem eigenen Denken, sondern im direkten Auftrag Jesu. Jesus nimmt Menschen in seinen Dienst, damit seine Lehre weitergegeben wird und die unreinen Geister ausgetrieben werden können. Die Rede von unreinen Geistern mutet dabei auf den ersten Blick vielleicht etwas anachronistisch an. In unserer heutigen Zeit denken wir dabei vielleicht an psychische Erkrankungen oder an das, was man landläufig als »besessen« bezeichnet.
Ich möchte Sie aber einladen, die Rede von den unreinen Geistern einmal anders zu betrachten. Ein Kapitel später im Markusevangelium spricht Jesus davon, dass das, was aus dem Menschen herauskommt, ihn unrein macht. Die unreinen Geister sind also die, die uns böse Dinge tun lassen. Es ist die Versuchung, die in jedem von uns ist. Es ist die Versuchung, die notwendigen Hausarbeiten weiter aufzuschieben. Es ist die kleine »Notlüge«, die uns angenehmer aus einem Konflikt herauskommen lässt. Es ist der Ärger, der uns zum Streiten treibt, oder das Bedachtsein auf unseren eigenen Vorteil, ohne die Konsequenzen für unsere Mitmenschen in den Blick zu nehmen. Jesus will uns also mit der Sendung der Jünger helfen, dass wir nach dem Gutem streben und selber als gute Menschen leben können.
Jesus weiß, wie schwierig es ist, mit den Herausforderungen des Lebens alleine fertig zu werden, und wie gut es sein kann, wenn da ein Freund eine Freundin ist, die das Leben mit uns teilt. Daher schickt er seine Jünger nicht alleine los, sondern er sendet sie zu zweit. Er gibt ihnen einen Auftrag, der wichtiger nicht sein könnte. Denn er bedeutet nicht weniger, als die Welt zu verändern.
Wie aberwitzig klingt es, wenn wir die Gebote und Verbote für die Reiseausstattung hören. Wenn ich eine Woche Urlaub plane, fange ich mit der Organisation oft schon Monate vorher an. Die richtige Unterkunft muss gebucht sein. Wer schaut nach Wohnung oder Haus? Brauche ich ein Visum? Oder wie kann ich mich verständigen? Das sind nur einige Fragen. Auch in der direkten Reisevorbereitung wende ich einige Zeit auf. Schon Tage vorher schaue ich, dass die Wäsche gewaschen ist, tanke das Auto, kontrolliere zweimal den Koffer und gucke bei der Abreise noch dreimal, ob der Herd abgeschaltet ist. Vermutlich würde sich keine und keiner von uns so schlecht vorbereitet und ausgestattet wie die Jünger auf den Weg machen. Ein Wanderstock, ein Hemd und ein paar Sandalen an den Füßen – mehr tragen die Jünger nicht bei sich.
Trotzdem oder vielleicht gerade weil sie eine gewisse äußere Leichtigkeit haben, können sie aufbrechen. Sie haben das Vertrauen, dass ihre Vollmacht und ihr Auftrag so groß sind, dass Gott seine Hand über sie hält, dass der Auftrag nur gelingen kann. Diese äußere Leichtigkeit macht sie frei, auch innerlich frei zu reden und zu wirken. Dabei ist Jesus bei der Aussendung klar, dass es schon viele Menschen gibt, die seine Botschaft kennen und von ihr überzeugt sind. Es gibt Menschen, die die ausgesendeten Jünger selbstverständlich aufnehmen, die ihnen Türen öffnen werden. Damit bestehen Beziehungen, die gut tun; im geschwisterlichen Miteinander können die Jünger predigen und heilen. Die Botschaft des Evangeliums ist klar und eindeutig: Die Jünger und Jesus haben Erfolg mit diesem Konzept. Die Menschen hören ihnen zu, viele kommen zum Glauben an Jesus, lassen sich salben oder werden geheilt.
Ich denke, dass uns diese Erzählung Mut machen darf. Als Christinnen und Christen dürfen wir uns auch heute noch in die gleiche Botschaft, in die gleiche Sendung wie die Jünger vor 2000 Jahren stellen. Heute würde man vielleicht formulieren: »Das corporate design« ist das Gleiche. Wir gehören zu und wir reden über Jesus, der die Welt mit seiner Botschaft verändert hat und verändert. Unser Gott ist ein Gott, der in der Welt wirkt und Heil bringt. Dafür nimmt er uns in Dienst. Heute sind wir die Jüngerinnen und Jünger, die ausgesandt werden. Durch unsere Taufe gehören wir zu Jesus Christus und seiner Kirche, durch unsere Taufberufung sollen wir von der frohen Botschaft reden und sie vielmehr noch leben. So sind wir die, die heute am Reich Gottes mitarbeiten dürfen. Wir sind die, die heute dem Glauben und der Kirche ein Gesicht geben, und das ist gut so.
Fürbitten
Jesus ruft uns als seine Zeuginnen und Zeugen. Er will, dass wir gestärkt im Glauben und Vertrauen auf ihn der Welt Zeugnis geben und seine Botschaft mutig bei den Menschen verkünden. So rufen wir zu ihm:
– Wir beten für alle Christinnen und Christen, die ehren- und hauptamtlich das Wort Gottes bei den Menschen verkünden. Wir beten für alle, die sich in den Katechesen bei Erstkommunion- und Firmvorbereitung einsetzen. (Herr Jesus, höre unser Gebet.) – Wir beten für die neu gewählten Mitglieder des Europaparlaments. Wir beten für alle, die sich für eine gerechtere und vernetzte Weltgemeinschaft einsetzen. – Wir beten für die Menschen, die Opfer des Klimawandels werden, die unter Waldbränden, Dürre oder Überschwemmungen leiden. Wir beten für alle, die sich für eine nachhaltigere Gesellschaft einsetzen und wichtige Schritte daraufhin gehen. – Wir beten für alle Menschen in unserer Gemeinde, die Türöffnerinnen und Türöffner für andere sind. Wir beten für alle, die sich auf Menschen einlassen und so dein Wort lebendig werden lassen. – Wir beten für alle unsere lieben Verstorbenen, für die Menschen, die uns in ihrem Leben ein Beispiel und Mut für die Zukunft gegeben haben.
Wer bittet, empfängt; wer sucht, wird finden. Darauf wollen wir vertrauen, dafür danken wir dir und preisen dich heute und alle Tage unseres Lebens und in Ewigkeit. Amen.
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Christian Slunitschek |
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