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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 2
Weihnachten – Am Tag
Gottes Liebeswort
Lesejahr A – B – C
Beitrag I zum Evangelium

Einführung

Seien Sie herzlich willkommen in unserem Weihnachtsgottesdienst: ob als Gemeindemitglied oder Gast, ob häufig im Kontakt mit unserer Gemeinde oder extra zu diesem besonderen Anlass hier bei uns – wie schön, dass Sie da sind!

Wir feiern Weihnachten. Wir feiern, dass uns Christus, der Retter, geboren ist. Und doch mag es vieles in unserem Leben geben, das noch nicht gerettet ist: aus Angst und Lähmung, aus Not und Unfriede, aus Schuld und Unvermögen. Vertrauen wir es am heutigen Festtag Gott an, dem nichts Menschliches fremd ist. Und bitten wir nun Gott um seine Nähe.

Kyrie-Ruf

GL 159
»Licht, das uns erschien«

Tagesgebet

Gott,
du bist so groß und doch kommst du zu uns als kleines Kind, wirst ein verletzlicher Mensch wie wir. Wir staunen über dich.
Und wir bitten dich: Komm hinein in unser Leben und nimm Anteil an unserer Schwäche, an unserer Sorge und Angst. Heile uns durch deine Nähe und dein Erbarmen,
darum bitten wir dich, der du lebst und liebst, heute und alle Tage bis in Ewigkeit.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 247 »Lobt Gott, ihr Christen alle gleich«

Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 241,1.3 »Nun freut euch, ihr Christen« und GL 175/3 »Halleluja«

Gesang zur Gabenbereitung
GL 251,1.3–4 »Jauchzet, ihr Himmel«

Gesang zur Danksagung
GL 256 »Ich steh an deiner Krippe hier«

Schlusslied
GL 238 »O du fröhliche«

Vorüberlegungen


Zum Text: Joh 1,1–18 (Evangelium)

An Weihnachten kommen mehr Menschen als sonst zum Gottesdienst in die Kirche. Es sind treue Gemeindemitglieder, die sich einen besonderen Festgottesdienst wünschen. Es sind aber auch Menschen, die nur noch selten eine Kirche betreten und die doch an Weihnachten Zuspruch und Tiefe für ihr Leben suchen. Besonders für Letztere ist der Johannes-Prolog eine schwer zugängliche Bibelstelle für diesen Feiertag. Sie kennen vor allem die Weihnachtserzählung des Lukas, die ihnen nahe ist. Mir ist es wichtig, bei diesem Gefühl anzuknüpfen und dann doch den weiten Horizont auszuspannen, den die Weihnachtsbotschaft bereithält. Dabei versuche ich, das »Wort«, das Gott in diese Welt hineinspricht, ins Leben der Menschen zu übersetzen. Das Ja-Wort zwischen zwei Liebenden kann dabei zur Brücke werden, um die Tragweite von Gottes Liebeswort zu erahnen.

Predigt


Weihnachten in der Nacht und am Tag

Vielleicht ist es gut, dass dieser erste Weihnachtsfeiertag so anders ist als der Heiligabend. Gestern war jener eine, besondere Tag im Jahr, in den wir so viele Erwartungen legen. Wir wollen heil sein an diesem Abend, tief in unserem Innern. Und wir spüren, dass wir verletzlich sind dadurch, dünnhäutig und sehnsuchtsvoll. Heiligabend. Gestern haben wir hier in der Christmette inmitten von vielen Lichtern dem Evangelisten Lukas gelauscht, der von der Nacht damals erzählt, vom Stall und vom Kind in der Krippe, das Gott uns Menschen zum Geschenk macht. Stille, heilige Nacht.

Und heute? Da ist alles verändert. Der Zauber der Nacht ist verklungen. Die Geschenke sind schon ein wenig zur Seite gelegt. Vielleicht macht sich schon Ernüchterung breit in diesem Tageslicht und wir fragen uns, wie Weihnachten weitergeht, heute am Festtag.

Ich möchte sagen: Wie gut, dass wir mit dieser Frage hier sind! Denn heute, am ersten Weihnachtsfeiertag schauen wir auf das große Ganze, auf Gott und die Welt und den Menschen, wie sie zusammenhängen untereinander und mit unserem Leben. Und so kommt es, dass wir Jahr für Jahr auch noch einen anderen befragen, was es denn mit der Menschwerdung Gottes auf sich hat, nämlich den Evangelisten Johannes. Er, der große Theologe, greift weit aus und mutet uns jene Sätze zu, die wir eben gehört haben: Im Anfang war das Wort. Und das Wort war bei Gott. Und das Wort war Gott. Und das Wort wurde Fleisch.

Gottes Wort vor aller Zeit


Da geht es um das Wort. Welches Wort mag das sein? So viele Worte werden gesprochen tagtäglich: sinnlose Worte, schöne Worte, verletzende oder tröstende Worte. Und so viele Worte werden totgeschwiegen, Worte, die lebensnotwendig wären, damit Menschen sich verstehen.

Und Johannes redet von dem einen Wort ganz am Anfang, bevor die Zeit beginnt, bevor der Mensch lebt. Wir können dieses Wort nicht fassen. Aber wenn wir es übersetzen wollten hinein in unsere Sprache, ich denke, dann müsste es ein Schöpferwort sein, ein Liebeswort. »Ja, ich will«, könnte dieses Wort heißen. »Ja, ich will dich, du sollst leben, und ich liebe dich.« Gott sagt dieses Wort, und erst durch dieses Wort können Welt und Schöpfung und Mensch entstehen und leben.

Und dieses Liebeswort Gottes bleibt nicht theoretisch. Denn plötzlich wird dieses Wort Gottes konkret und greifbar. Es wird lebendig unter uns. Das ist eine neue Dimension. Und das Wort wird Fleisch, sagt Johannes. Und Gott wird Mensch. Das ist Weihnachten: Gottes schöpferisches Liebeswort: »Ja, ich will dich, Mensch«, bekommt durch Jesus von Nazaret eine ganz neue Qualität. Denn nun teilt Gott unser Leben und bekommt Einblick in das Tiefste und Letzte, was wir in uns tragen. Er kennt unsere Gedanken und Wünsche, unsere Fragen und Zweifel, unsere Verletzungen und Ängste. Gott sagt damit Ja zu uns, mehr als wir es je verstehen könnten.

Gottes Liebeswort an uns

»Ja, ich will.« Haben wir dieses Wort schon einmal gehört, uns auf den Kopf hin zugesprochen? Manche unter uns erinnern sich an ihre Hochzeit, an den einen und einzigartigen Moment, in dem ihr Partner, ihre Partnerin ihnen die bedingungslose Liebe versprochen hat. Andere kennen die Sehnsucht, dieses Liebeswort zu hören, ausgesprochen von einem anderen Menschen.

»Ja, ich will.« Das heißt doch: »Ich will dich, genau so, wie du bist, ganz und gar, mit Haut und Haar, mit allem, was dich ausmacht, heute und für immer.« Was für ein Zuspruch! Menschen schenken ihn sich gegenseitig und bleiben doch oft hinter ihrem Versprechen zurück. Heute ist es der Zuspruch Gottes an uns alle. »Ja, ich will dich.«

Dieses Liebeswort reicht mitten in unser Herz, hinein in alle Fragen, die wir an uns stellen, hinein in unsere Zweifel, ob wir anders sein müssten, als wir es sind: besser, stärker, souveräner, erfolgreicher … Das Liebeswort Gottes kann unsere Ängste heilen und uns mit uns selbst versöhnen. Heute dürfen wir es hören und tief in uns aufnehmen, uns zugesprochen und nie mehr zurückgenommen, auf dass wir leben.

Unsere Antwort

Was könnte unsere Antwort auf Gottes Liebeswort sein? Ich glaube, die einzig mögliche Antwort ist, von dieser Liebe weiterzuschenken. Denn wenn Gott uns Licht bringt, gegen alle Finsternis und Nacht, dann können auch wir zum Licht werden für die, die im Dunkeln sind. Dann könnten wir weniger klagen über die Zustände der Welt, sondern mitanpacken, um die Ungerechtigkeiten zu überwinden und Hoffnung zu säen.

Wenn Gott Friede mit sich bringt, dann können wir trotzig bleiben gegenüber den Kriegen dieser Welt. Können ihrer Macht unsere kleinen Schritte entgegensetzen, die dem Frieden den Weg bereiten, indem wir Streit begraben, Vorurteile loslassen, die Faust in der Tasche öffnen und die Hand ausstrecken, anderen entgegen.

Und wenn Gott Liebe mit sich bringt, dann könnten auch wir mehr und mehr lieben, in diesen tausend Nuancen von Mut und Geduld, von Freundlichkeit und Freundschaft, von Höflichkeit und Zärtlichkeit und Leidenschaft, mit der wir Menschen einander begegnen können.

Weihnachten


Wir feiern Weihnachten. Und vielleicht ahnen wir, dass es an Weihnachten um Großes geht, um ganz Wunderbares. Es geht um einen Menschen namens Jesus von Nazaret. In ihm ist Gott in diese Welt gekommen vor 2000 Jahren, um mit ihr einen neuen Anfang zu wagen.

Aber immer geht es an Weihnachten auch um das Heute, um Sie und mich und um jeden Menschen, weil Gott in unser aller Leben hineinkommen will. Heute sucht er vorsichtig und werbend unser Herz, ob es sich öffnet für sein großes Liebeswort, mit dem er nichts weniger schenkt als sich selbst.

Fürbitten

Jesus Christus, du bist Mensch geworden wie wir und kommst uns nahe in unbegreiflicher Weise. Voll Vertrauen bitten wir dich:

– Alles ist durch das Wort geworden.
Wir bitten für die ganze Schöpfung: um ihre Bewahrung durch uns Menschen.
(Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.)
– Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
Wir bitten für alle Menschen, die in diesen Weihnachtstagen Finsternis erfahren, die krank sind oder einsam, die große Sorgen haben oder die um einen geliebten Menschen trauern: um das Licht der Hoffnung und Zuversicht.
– Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Wir bitten für alle Menschen, die in dieser Welt auf der Flucht sind vor Krieg, Gewalt und Hunger: um Friede, Schutz und Zuflucht.
– Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.
Wir bitten für unsere Kirche: um neue Glaubwürdigkeit, der Liebe Gottes zu den Menschen ein Gesicht zu geben.
– Der Einzige, der Gott ist und am Herz des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.
Wir bitten für unsere Toten, besonders für die Verstorbenen dieses zu Ende gehenden Jahres: um Leben und Seligkeit bei Gott.

Jesus Christus, du bist Gottes gutes Wort, hineingesprochen in unser Leben, um zu versöhnen, zu befreien und zu heilen. Dir sei Lob und Preis in Ewigkeit. Amen.

Claudia Schmidt

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