archivierte Ausgabe 5/2024 |
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Herausgeber |
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Leseprobe 3 |
17. Sonntag im Jahreskreis |
Es reicht! |
Lesejahr B |
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Beitrag zur Lesung
Einführung
Die Zeit hat hinten und vorne nicht gereicht. Ich hatte viel zu wenig Schlaf. Ich war so was von erschöpft. Meine Nerven lagen blank. Als junge wie als ältere Menschen kommen wir immer wieder an unsere Grenzen. Gab es bei Ihnen in der vergangenen Woche solche Momente? Jetzt ist eine Zeit zum Aufatmen, zum Innehalten, zum Kraft Schöpfen. Jetzt begegnen wir dem, der gibt, was wir zum Leben brauchen. Gott, der um unsere Grenzen weiß und der uns hilft, unsere Grenzen anzunehmen.
Predigt
Zum Text: 2 Kön 4,42–44 (1. Lesung)
Es reicht nicht
Es reicht beim besten Willen nicht. Es müssten täglich Hunderte von LKWs in den Gaza-Streifen fahren, damit die Menschen dort genügend zu essen haben. Wie oft haben wir solche Nachrichten gehört, nachdem die Grenzübergänge geschlossen wurden bzw. nur wenige noch geöffnet waren. In anderen Regionen, in denen eine Katastrophe die Menschen heimgesucht hat oder in denen Hunger herrscht, ist es oft nicht anders. Was da an Hilfe ankommt oder möglich ist, reicht oft nicht, um die Not zu wenden.
»Es reicht!«, sagen viele
»Es reicht!«, sagen da viele. Solche Zustände müssen ein Ende haben. Wie oft haben die Vereinten Nationen das gesagt und Programme gestartet, um den Hunger in der Welt zu beseitigen. Bis 2030 hätte die Nahrungsmittelknappheit besiegt sein sollen. Doch es wird nicht gelingen, zeigte der Welthungerbericht im letzten Jahr. Es reicht. Das sagen auch immer wieder die politisch Verantwortlichen, die dann Millionen schwere Hilfspakete schnüren. Es reicht, sagen sie und wir, weil wir wissen, es könnte reichen. Es ist genug für alle zum Leben da auf unserer Erde. Wenn die Güter nur gerecht verteilt wären. Wenn Gerechtigkeit herrschen würde. Wenn Kriege und Terror nicht immer wieder Menschen in solche Notsituationen stürzen würden. Aber dass es wirklich für alle reicht, gerade für die, die heute hungern und denen das Lebensnotwendige fehlt, das käme fast einem Wunder gleich.
… auch Elischa und Jesus
»Es reicht.« Das sagt auch Elischa im Blick auf die Notsituation, von der wir in der Lesung gehört haben. Zwanzig Gerstenbrote und frische Körner bringt der Mann aus Báal-Schalischa. Mit dem soll der Diener Elischas 100 Männer satt machen. Seine Reaktion ist nur zu verständlich: Wie soll das reichen? »Gib es den Leuten zu essen!«, antwortet Elischa darauf. Alle werden satt. Es bleibt sogar noch etwas übrig. Die Geschichte lässt uns sofort an die Speisung der 5000 denken. An dieses Wunder Jesu, von dem das heutige Evangelium berichtet. In beiden Geschichten geht es darum, dem göttlichen Wort zu vertrauen. Dem Wort des Herrn, »man wird essen und noch übriglassen«, und dem Wort Jesu, der das Dankgebet spricht und das, was da ist, an die Leute auszuteilen beginnt.
Eine zweifache Botschaft …
Eine zweifache Botschaft steckt für mich in diesen Wundergeschichten. Zuerst das leidenschaftliche »Es reicht!« der Menschen im Blick auf die Not und den Hunger der Welt. Diese Geschichten sagen: Damit dürfen wir uns nicht abfinden. Dagegen gilt es anzugehen. So wie viele Menschen das tun, bei der Welthungerhilfe oder bei Misereor, bei Katastropheneinsätzen und in vielen Partnerschaften in unseren Gemeinden. Für mich provozieren diese Geschichten, die durch das Wunder, von dem da erzählt wird, eben auch sagen, dass es für alle reicht. Ja, dass die Schöpfung genug für alle bietet. Und dann lassen diese Geschichten Gott sprechen: Es reicht. »Man wird essen und noch übriglassen.« Sie lassen ihn zu uns sagen: Wenn ihr euch auf mich einlasst, wenn ihr meinem Wort vertraut, wenn ihr euch von mir Herzen und Hände öffnen lasst, dann reicht es. Dann können alle Menschen bekommen, was sie zum Leben brauchen. Diese Wundergeschichten erzählen somit immer auch von der großen Vision einer gerechten Welt, die Gott schon hier und jetzt immer wieder anfanghaft erfahren lässt.
… die ermutigt, auf das Wunder zu vertrauen
Und wo es doch nicht reicht? Wo die Not zum Himmel schreit? Wie in vielen Regionen dieser Welt? Da können solche Geschichten zuerst einmal wie Hohn klingen. Aber eben auch wie eine Ermutigung, vor dem Leid dieser Welt nicht zu kapitulieren. Was sollen wir schon tun? Ich als Einzelner? Es reicht doch sowieso nicht. Da stärken sie unser Vertrauen, das einen anfangen lässt zu helfen und zu teilen, im Kleinen wie im Großen. Und sie werden zu einem Bild dafür, dass es doch immer wieder gelingt, Menschen aus ihrer Not zu befreien und sie satt zu machen. Diese Wundergeschichten lassen uns dann an Geschichten denken, von denen wir immer wieder hören oder die wir sogar selbst erleben. An die vielen kleinen und großen Projekte, die an einzelnen Orten dieser Welt Not wenden. An die Spendenaktionen, die Großes ermöglichen. An die Vesperkirchen, wo arme und obdachlose Menschen Woche für Woche satt werden. An Projekte und Initiativen – wie zum Beispiel die internationale Genossenschaft Oikocredit –, die mit dem Geld der Anlegerinnen und Anleger die Lebensumstände einkommensschwacher Menschen im globalen Süden verbessert. Manche dieser Geschichten kommen einem auch heute wie ein Wunder vor. Alle aber mahnen und ermutigen immer wieder: »Es reicht!«
Fürbitten
Gott, die Erfahrung, dass es nicht reicht, begleitet uns Menschen. Manchmal wird der Mangel zur Bedrohung für das Leben. So bitten wir dich und rufen:
– Wo Völker sich nach Sicherheit und einem Ende der Gewalt sehnen, lass sie Versöhnung und Frieden erfahren. (Höre unser Gebet.) – Wo es Menschen an Nahrung, Wasser und anderem Lebensnotwendigem mangelt, lass sie Hilfe und Solidarität erfahren. – Wo Frauen und Männer den Anforderungen in ihrem Beruf nicht standhalten, lass sie Begleitung und Stärkung erfahren. – Wo Kinder und Jugendliche sich zu wenig wertgeschätzt fühlen, lass sie Anerkennung und Liebe erfahren. – Wo Alte und Kranke die Grenzen ihrer Kräfte und des Lebens spüren, lass sie Verständnis und Unterstützung erfahren.
Gott, du sagst: »Man wird essen und noch übriglassen.« Mit diesem Wort und dem, was Jesus die Menschen hat erfahren lassen, stärkst du unser Vertrauen, dass es für alle reicht und du uns geben willst, was wir zum Leben brauchen. Dafür danken wir dir, heute und alle Tage. Amen.
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Klaus Kempter |
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