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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
25. Sonntag im Jahreskreis
Am Ende reicht es für alle
Lesejahr A
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Wenn wir uns am Sonntag zur Eucharistie, zur großen Danksagung, versammeln, tun wir es in dem Bewusstsein, dass wir von Gott Beschenkte sind. Die Woche gehört dem Bemühen, den eigenen Aufgaben gerecht zu werden. Am Sonntag aber sind wir Staunende, die darauf blicken, was Gott ohne unser Zutun in unserem Leben und in unserer Welt gedeihen lässt. Wir öffnen die Hände und das Herz, damit Gott sie mit seinen Gaben füllen kann. Und wir lernen erneut, mit derselben Offenheit durch das Leben zu gehen.

Kyrie-Ruf

Herr Jesus Christus, du rufst uns alle in deine Nachfolge, weil du jede und jeden von uns brauchen kannst.
Herr, erbarme dich.

Du belohnst uns nicht nach unserem Verdienst, sondern aus der Fülle deiner Liebe und Güte.
Christus, erbarme dich.

Du machst uns Mut, den Weg des Lebens aus der Kraft deines Geistes zu gehen.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Gott,
du bist gut, und aus Güte hast du die Welt erschaffen.
Lass uns dich erkennen in den Werken deiner Liebe und sporne uns an, aus dem Vertrauen auf dich zu leben. Gewähre uns zusammen mit allen Menschen ein Leben in Glück und Zufriedenheit.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge


Gesang zur Eröffnung
GL 422,1–3 »Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr«

Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 427,1–2 »Herr, deine Güt ist unbegrenzt« und GL 174/5 »Halleluja«

Gesang zur Gabenbereitung
GL 442,1–3 »Wo die Güte und die Liebe wohnt«

Gesang zur Kommunion
GL 358,1–2.5.7 »Ich will dich lieben, meine Stärke«

Gesang zur Danksagung
GL 382,1–3 »Ein Danklied sei dem Herrn«

Vorüberlegungen

Zum Text: Mt 20,1–16 (Evangelium)

Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg löst unweigerlich Widerstand aus, solange man es als Jesu Beitrag zur Debatte um eine gerechte Lohnpolitik missversteht. Demgegenüber muss die Predigt mit Nachdruck verdeutlichen, dass das Beispiel Jesu zwar aus der antiken Arbeitswelt stammt, dass er es aber einzig und allein auf das Himmelreich bezogen wissen will, wo andere Gesetze gelten. Man kann nicht mehr oder weniger mit dem Leben im Himmelreich belohnt werden. Entweder man kommt ganz hinein oder eben gar nicht. Auch gibt es dort keine besseren und schlechteren Plätze mehr, sondern jeder erhält dasselbe, nämlich alles, und zwar allein aus Gottes Güte. Die drei Fragen, die der Gutsbesitzer am Ende des Gleichnisses einem der Arbeiter stellt, die sich beschwert haben, fächern diese eine Pointe der Erzählung in drei Aspekte auf: Gott bleibt keinem etwas schuldig; er schöpft aus der Fülle dessen, was ihm gehört; und er tut es aus reiner Güte. Diese drei Punkte gilt es, gegen jede Art von Selbstgerechtigkeit stark zu machen, damit die frohe Botschaft des Gleichnisses existentiell nachvollzogen werden kann.

Predigt


»Freund, dir geschieht kein Unrecht«

Über dieses Evangelium kann man predigen, so viel und so lang man will. Am Ende werden die meisten sagen: »Ich find’s aber trotzdem ungerecht!« Warum ist das so? Ich vermute, es liegt daran, dass wir fast immer den Anfang überhören. Jesus hält uns keinen volks- oder betriebswirtschaftlichen Vortrag. Er entwirft auch keine tarifrechtliche Theorie zur gerechten Lohnfindung. Eine soziale Marktwirtschaft mit starken Tarifparteien kannte er aus seiner Lebenswelt nicht. Es geht ihm in seinem Gleichnis um etwas anderes, nämlich um das Himmelreich, und tatsächlich gelten dort andere Maßstäbe. Das merken wir gerade daran, dass Jesus das Himmelreich mit den wirtschaftlichen Verhältnissen seiner Zeit vergleicht. Damals waren die Tagelöhner oft noch schlechter gestellt als die Sklaven, weil sie nicht wie diese mit täglicher Versorgung rechnen konnten, sondern von Tag zu Tag und von der Hand in den Mund leben mussten. Den Ärmsten der Armen, die sich heute gerade noch über Wasser halten können und morgen vielleicht schon am Bettelstab gehen, gilt die frohe Botschaft Jesu. Ihnen verspricht er: Ihr bekommt von Gott, was ihr zum Leben braucht, ob ihr es nun verdient habt oder nicht – einfach, weil ihr Menschen seid. Aus dieser Haltung lebt die christliche Armenfürsorge zu allen Zeiten. Jesus geht es aber noch um mehr: Er will uns die Zuversicht vermitteln, dass unser Leben nicht umsonst ist, sondern am Ende mit Gottes Hilfe seinen Sinn findet und sein Ziel erreicht. Manches glückt und anderes misslingt, am Ende kommt es aber darauf nicht an, weil Gott uns in Güte aufnimmt und uns das Leben schenkt, das wir ersehnen. Das nennt Jesus Himmelreich.

»Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart?«


Der Gutsbesitzer im Gleichnis beruft sich an erster Stelle auf einen Grundsatz der formalen Gerechtigkeit: Er hält den Vertrag ein, den er am Morgen mit den zuerst angeworbenen Arbeitern mündlich geschlossen hat. Mit ihnen hat er einen Denar als Lohn für den Arbeitstag vereinbart. Somit haben sie keinen Rechtsanspruch darauf, am Ende des Tages mehr zu bekommen. Hätten sie mehr gewollt, hätten sie von Anfang an besser verhandeln müssen. Aber dazu waren sie offenbar nicht in der Lage, weil sie die Arbeit dringend brauchten, auch zum bescheidenen Lohn von einem Denar, der gerade einmal zum Überleben reichte. Hier greifen die Mechanismen eines unregulierten Arbeitsmarktes. Aber darum geht es Jesus gar nicht. Ihm geht es um das Himmelreich, und davon kann man nicht mehr oder weniger bekommen. Auch gibt es dort keine teuren Plätze für leistungsstarke oder zahlungskräftige Kunden und billige für die armen Schlucker. Beim Himmelreich geht es um alles oder nichts: Entweder man kommt hinein, oder man steht am Ende draußen, weil man seine Chance verpasst hat. Ob man von Anfang an dabei war oder in letzter Sekunde auf den Zug aufgesprungen ist, spielt dabei keine Rolle. Das Himmelreich bedeutet Leben und Glück in Fülle, nur ein Scheibchen davon gibt es nicht, sondern nur Übermaß an Güte und Liebe Gottes für alle. Wer da noch zu rechnen anfängt, ist eigentlich schon draußen.

»Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will?«


An zweiter Stelle pocht der Gutsbesitzer im Gleichnis auf sein Eigentumsrecht: Mit dem, was ihm gehört, kann er machen, was er will. Er kann darüber frei verfügen. Dabei gebärdet er sich nicht wie ein egoistischer Kapitalist. Er nimmt keinem, was ihm rechtmäßig zusteht. Er gibt nur einigen mehr, als sie eigentlich verdienen. Wenn man so will, handelt er nach dem Grundsatz, dass Eigentum verpflichtet. Er sorgt für diejenigen mit, die nicht in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen, und die damit unter das Existenzminimum rutschen würden. Trotzdem geht es Jesus hier nicht darum, für Maßnahmen der Sozialhilfe zu werben. Der Gutsbesitzer ist ja kein anderer als Gott selbst, der die Welt und alles darin erschaffen hat. Wenn sie jemandem gehört, dann ihm. Die Vollendung der Schöpfung ist das Himmelreich, wo Leid und Schmerz ein Ende haben und alle Geschöpfe in Frieden und Wohlstand miteinander leben. Sein Anliegen ist es, uns mit seiner Schöpfung froh und glücklich zu machen. Wer will ihm verwehren, dass er diesen großartigen Besitz mit allen Menschen gleichermaßen teilt? Auch hier gilt, dass sich Gottes Zuwendung und Liebe nicht danach bemisst, was Menschen zu leisten imstande sind, sondern allein nach seiner Großzügigkeit, die aus der Fülle des Lebens schöpft. Buchhalterei ist nicht Gottes Metier, Freigebigkeit hingegen schon. Sie ist der Grund dafür, dass wir da sind und in der Zuversicht leben dürfen, dass es am Ende für alle reicht.

»Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin?«

Leider stößt das Gute, das jemand tut, nicht immer auf Begeisterung, sondern kann auch Neid und Missgunst hervorrufen. So fragt der Gutsbesitzer schließlich den, der gegen die Gleichverteilung des Lohnes aufbegehrt: »Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin?« Es ist eine paradoxe und verstörende Erfahrung, dass man mit dem Guten, das man tut, nicht nur Güte und Wohlwollen, sondern auch Bosheit und Feindseligkeit hervorrufen kann. Den Gutsherrn interessiert nicht, was den zuletzt angeworbenen Arbeitern – gemessen an ihrer Leistung – zusteht, sondern was sie zum Leben brauchen. Das ist eindeutig die Perspektive Gottes, und es wird endgültig klar, dass es in diesem Gleichnis nicht um Fragen der sozialen Gerechtigkeit, sondern um das Himmelreich geht. Hier gilt die Logik Gottes, der aus der Fülle seiner Gaben jedem Menschen nach seinen Bedürfnissen zuteilt. Ob wir uns darüber freuen oder aufregen, hängt letztlich davon ab, ob wir uns mit den Arbeitern identifizieren, die von Anfang an dabei waren und besser behandelt werden wollen, oder mit den Letzten, die froh sein können, dass auch sie das Nötige erhalten. Oft sind gerade wir es, die Kirchgänger und engagierten Christen, die darin eine Ungerechtigkeit erblicken, weil wir unser Engagement von Jesus nicht ausreichend gewürdigt sehen. Er hält uns aber den Spiegel vor und warnt uns vor Selbstgerechtigkeit, die schnell in einer bösen Enttäuschung endet. Lieber sollten wir uns zu den Letzten gesellen und ihre Freude teilen, dass wir alle einen Platz im Himmelreich haben.

Fürbitten

Gott, unser Vater, alles, was wir zum Leben brauchen, kommt allein von dir. Wir danken dir für deine Gaben und bitten dich:

– Lass alle Menschen eine Arbeit finden, die zu ihnen passt und ausreicht, um den Lebensunterhalt zu verdienen.
– Lass die Bemühungen vieler Bürger und Politiker in unserem Land gelingen, Frieden und Wohlstand für uns alle zu sichern.
– Befreie uns von unserer Selbstgerechtigkeit und öffne unsere Augen für die Bedürftigkeit anderer Menschen.
– Lass unsere Verstorbenen deine Güte erfahren und schenke ihnen den verheißenen Lohn.

Herr, unser Gott, wäge nicht unser Verdienst, sondern gedenke, dass wir deine Kinder sind, die allezeit auf dein Erbarmen hoffen.
Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.

Wilfried Eisele

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