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der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
Erntedank
Wer denkt – dankt
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Herbstzeit ist immer auch Erntezeit. Deshalb schmücken Gläubige in vielen Kirchen heute den Erntedankaltar. Die Erntegaben zeigen mit ihren verschiedenen Gesichtern und Gestalten, was der Schöpfer alles hat wachsen und gedeihen lassen.

Da finden sich große runde Kürbisse neben schlanken ranken Stangenbohnen, zuckersüße Trauben neben tränenerweichenden Zwiebeln, saftige Zwetschgen neben süß-sauren Äpfeln, weiße und rote Krautköpfe und jede Menge verschiedenster Kräuter, gelbe und rote Rüben, dicke und dünne Kartoffeln, Honig und Marmelade, Brot und Wein. Erstaunlich bunt ist die Vielfalt, die unsere Augen und Nasen heute in den verschiedensten Gerüchen, Farb- und Duftnoten erfreuen und bewundern. Für all das, was zur Ernte dieses Jahres gehört, feiern wir heute Erntedank, das Fest der Danksagung an unseren Gott, aus dessen Schöpferhand wir das alles empfangen.

Kyrie-Ruf
GL 163/7 »Herr Jesus, du rufst die Menschen«

Tagesgebet


Du Quelle des Lebens, Gott,
wir danken dir heute für die reiche Ernte dieses Jahres. Durch deine Schöpferkraft sind uns all diese kostbaren Früchte geschenkt. Aus deiner Schöpferhand empfangen wir unser tägliches Brot und den Wein der Freude. Durch Regen, Sonne und Wind und die Arbeit des Menschen sind sie entstanden. Wir danken dir für alles, was gewachsen und gereift ist in den Gärten, auf den Feldern und den Äckern unseres Alltags.
Schenke und erhalte du uns ein dankbares Herz. Hilf uns, die vielen guten Gaben und Güter unserer Erde zu schätzen, zu verkosten und zu teilen.
Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn.

Liedvorschläge


Gesang zur Eröffnung
GL 468 »Gott gab uns Atem«

Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 449 »Herr, wir hören auf dein Wort« und GL 174/1 »Alleluia«

Gesang zur Gabenbereitung
GL 209 »Du teilst es aus mit deinen Händen«

Gesang zur Danksagung
GL 402 »Danket Gott, denn er ist gut«

Schlusslied
GL 467 »Erfreue dich, Himmel«

Meditation

Denken und danken,
schenken und teilen,
hören und heilen,
wie Jesus damals,
und heute wir.

Schweigen und hören,
achten und ehren,
feiern und loben,
wie Jesus damals,
und heute wir.

Beten und singen,
essen und trinken,
staunen und segnen,
wie Jesus damals,
und heute wir.

Vorüberlegungen


Zum Advent gehören die Schrifttexte der Erwartung und Vorgeschichten. Zu Weihnachten lesen und hören wir Kindheitsgeschichten, zur Fastenzeit Passionserzählungen. An Ostern werden uns die Begegnungen mit dem Auferstandenen verkündet.
So gehört zum Erntedank die Geschichte von den neun undankbaren und dem einen dankbaren Geheilten, der ein Samariter war.
Die Predigt will ein Loblied auf das Danken anstimmen und einen Liebesbrief auf die Dankbarkeit schreiben; sie lädt ein, das Danken als eine persönliche Bereicherung und Lebensqualität zu pflegen, und möchte dazu motivieren.

Predigt

Zum Text: Lk 17,11–19 (Evangelium)

Die beiden Schlüsselworte »denken« und »danken« unterscheiden sich nur durch die beiden Vokale »e« und »a«; sie gehören so eng zusammen wie die beiden Seiten einer Münze. Deshalb lässt sich wohl auch sagen, wer denkt, dankt; wer weiterdenkt, dankt noch öfter; wer nachdenkt, kommt mit dem Danken an kein Ende. Wobei es ja beim Danken neben einer aufgesetzten, unechten und übertriebenen Art auch eine gesunde und aufrichtige Form gibt.

Dankbare und undankbare Menschen

Dankbare Menschen sind meist zufriedene, während die Undankbaren immer auch zu den Unzufriedenen gehören; das zeigt sich im Umgang mit den gewöhnlichen Situationen des alltäglichen Lebens; es beginnt beim freundlichen oder brummigen Ton, den jemand anschlägt; es äußert sich in Reaktionen, in denen jemand ausdrückt, dass er einen Gefallen, eine kleine Unterstützung zu schätzen weiß oder alles für selbstverständlich hält; es zeigt sich in der Art und Weise, wie jemand seine Wertschätzung zum Ausdruck bringt in Worten und Gesten. Immer wieder klingt in Gesprächen die traurige Enttäuschung an über einen nicht ausgesprochenen Dank, ein nicht geäußertes Lob, über das man sich gefreut hätte. So geht es manchmal auch Ehrenamtlichen in unseren Gemeinden, bei der Tafel, beim Deutschunterricht für Geflüchtete und überall dort, wo sie sich in ihrer Freizeit mit viel Herzblut freiwillig für andere einsetzen.

Auch Jesus hat in der Begegnung mit den zehn Aussätzigen im Grenzgebiet erfahren, dass nur einer von ihnen umgekehrt ist, um sich für seine Gesundheit zu bedanken. Die übrigen neun hatten es vermutlich vergessen oder waren so mit sich beschäftigt, dass sie nicht daran gedacht haben. Doch dieser eine war ein Samariter, wie auch an anderer Stelle der Barmherzige, der sich um den unter die Räuber Gefallenen oder unter die Räder Gekommenen gekümmert und nachhaltig geholfen hat. Am Beispiel eines, in den Augen der Juden, ungläubigen Fremden sollen wir ablesen und lernen, was es heißt, barmherzig und dankbar zu sein. In diesem Zusammenhang frage ich mich, ob ich wohl eher jemand von den neun wäre oder zu dem einen gehören würde.

Die Atmosphäre der wertschätzenden Dankbarkeit und dankbaren Wertschätzung lebt von einem Klima des wohlwollenden Umgangs miteinander. Ein solch aufrichtiges Wohlwollen wirkt wohltuend und aufbauend. Die Haltungen und Einstellungen eines Menschen prägen sein Verhalten; durch sein Verhalten prägt ein Mensch die Verhältnisse, die allerdings auch in vielem vorgegeben sind.

Dankbarkeit – konkret – praktisch geübt

Zum Thema Dankbarkeit denke ich immer wieder an Hans, einen pensionierten Pfarrer, der in den letzten neun Jahren seines Lebens ein »Danke-Buch« geschrieben hat. Darin hat er nicht täglich, aber regelmäßig notiert, wofür er sich am Abend eines Tages bedankt. Er nennt dabei die Namen von Menschen, die er beim Einkaufen getroffen hat, die ihn eingeladen oder besucht haben. Er freut sich über gute Nachrichten aus seiner ehemaligen Gemeinde. Da lobt er die gute Pflege im Krankenaus und das freundliche Personal. Er bedankt sich für gutes Essen mit einem guten Glas Wein und wertvolle Tischgespräche, die sich nicht um das Wetter oder die Nachbarn gedreht haben. Die erholsamen Spaziergänge in der frischen Luft über verschiedene Wege durch Wälder und Felder werden ausdrücklich erwähnt. Manchmal sind es nur ein paar kurze Worte, die für ihn der Rede, des Lobes und Dankes wert sind. Wer seinen Tag so beginnt oder beschließt, erfährt auch etwas vom großen Segen, der im Danken liegt.

Viele der Briefe im Neuen Testament beginnen ausdrücklich mit einem besonderen Dank an Gott und die Angesprochenen für den bezeugten Glauben, die große Hilfsbereitschaft, das überzeugende, weil glaubwürdige und liebenswürdige Beispiel der Schwestern und Brüder.

Das heutige Erntedankfest kann dazu einladen, mich selbst zu fragen, was in diesem Jahr 2024 meine persönlichen Erntegaben, Geschenke oder Früchte sind, die ich mit einem herzlichen Dankeschön auf den Erntedankaltar legen möchte:
(Es empfiehlt sich ein paar von den aufgezählten Situationen auszuwählen oder mit eigenen zu ergänzen.)

• Das gute Verstehen mit Nachbarn und Freundinnen
• Die Freude über die Garten- oder Hausarbeit
• Das gewachsene Interesse an einem neuen Hobby
• Die gelungene Lösung in einem Konflikt am Arbeitsplatz
• Das wohlwollende Einvernehmen im Kreis der Ehrenamtlichen
• Die erfreulichen Ergebnisse bei der ärztlichen Untersuchung nach einer schwierigen Operation
• Die sichtbaren Fortschritte in der Therapie des mit einer Behinderung geborenen Enkelkindes
• Die geglückte Ablösung der erwachsenen Enkel vom Elternhaus
• Den gut geschafften Wechsel von der Berufstätigkeit in den Ruhestand
• Die immer noch stabile Gesundheit, trotz mancher Einschränkungen
• Die mit viel Geduld bewältigte Trauerarbeit nach dem Tod des Partners

Für all diese persönlichen Früchte auf den oft auch steinigen und staubigen Äckern unseres Alltags feiern wir jetzt die große Danksagung der Eucharistie. Wir tun es mit den einfachen und zugleich wunderbaren Gaben von Brot und Wein; immer sind sie Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Jesus hat sie gewählt, um uns darin seine bleibende Freundschaft zu schenken.

Fürbitten

Gepriesen bist du, Herr unser Gott, Schöpfer der Welt. Du schenkst uns immerfort die Früchte der Erde, damit sie uns ernähren und erfreuen, damit wir sie dankbar empfangen und gerecht teilen. Am heutigen Erntedanksonntag bitten wir dich:

– Für alle, die vergessen haben, über die Schönheit der Schöpfung in allen Geschöpfen zu staunen. Du Gott des Lebens:
(Wir bitten dich, erhöre uns.)

– Für alle, die verlernt haben, für das tägliche Brot zu danken.
Du Gott des Lebens:

– Für alle, die an den kleinen Wundern achtlos vorbeigehen.
Du Gott des Lebens:

– Für alle, die versklavt sind im Konsumterror oder einer Sucht.
Du Gott des Lebens:

– Für alle, die sich unermüdlich einsetzen für den Klimaschutz und die Erhaltung unserer Schöpfung.
Du Gott des Lebens:

– Für alle, die Tag für Tag dankbar empfangen, was uns die Erde an Gutem spendet.
Du Gott des Lebens:

– Für alle, die uns vorausgegangen sind und bleibende Spuren in unserem Herzen hinterlassen haben.
Du Gott des Lebens:

Du bist Ursprung, Mitte und Ziel unseres Lebens. In deiner schöpferischen Atemkraft erhältst du uns immerfort am Leben.
Dafür danken wir dir durch Christus unseren Herrn. Amen.

Paul Weismantel

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