archivierte Ausgabe 7/2010 |
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Herausgeber |
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Leseprobe 3 |
33. Sonntag im Jahreskreis |
Lesejahr C |
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Einführung
Wir feiern den vorletzten Sonntag des Kirchenjahres. Dieses Kirchenjahr haben wir unterschiedlich erlebt: die einen sind froh, dass es zu Ende geht, weil es ein schwieriges Jahr war, vielleicht mit einigen heftigen Schicksalsschlägen. Die anderen sind erschrocken, wie schnell das Jahr vergangen ist und in 14 Tagen schon der Advent beginnt. Gott ist bei uns in guten und in schlechten Zeiten. Dieses Vertrauen will dieser Gottesdienst nähren. Wir beginnen unsere sonntägliche Feier im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Der Herr sei mit euch. Und mit deinem Geiste.
Kyrie-Ruf GL 485 »Der in seinem Wort uns hält« (singen oder beten)
Tagesgebet Ewiger und treuer Gott, im Vertrauen auf deine Treue und deinen Bund haben wir uns versammelt. Durch dein Wort stärkst du unseren Glauben und unsere Hoffnung. Durch die Feier des Todes und der Auferstehung Jesu, deines Sohnes, vertiefst du die Gemeinschaft mit dir. So nährst du unser Leben in guten und bösen Tagen durch Christus, deinen Sohn, unsern Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Fürbitten GL 563 »Christus gestern, Christus heute« (singen oder beten) Oder:
- Herr Jesus Christus, auf deinen Tod sind wir getauft, dein Leben schenkst du uns, deinen Namen tragen wir. So höre nun unsere Bitten:
- Wir bitten dich für die Männer und Frauen, die Verantwortung tragen in der Kirche und in der Welt: Lass sie die Zeichen der Zeit erkennen. - Wir bitten dich für die Väter und Mütter, die ihre Kinder im Glauben erziehen: Segne ihre Mühen, und gib ihnen die Gewissheit, dass nichts umsonst ist. - Wir bitten dich für die Lehrerinnen und Lehrer, die sich den Fragen junger Menschen stellen: Gib ihnen ein liebevolles Herz und das rechte Wort, dich zu bekennen. Denn du, Herr, kommst unserem Tun mit deiner Gnade zuvor und segnest, was wir mit menschlicher Kraft beginnen. Dafür danken wir dir und preisen dich, bis du kommst in Herrlichkeit. Amen.
Elisabeth Schmitter aus: Hubert Götz (Hg.), In deiner Treue erhöre mich. Fürbitten Lesejahr C, Ostfildern
Gott am Ende
Vorüberlegungen Zum Text: Lk 21,5–19 (Evangelium)
Das Evangelium stellt einen Abschnitt aus der Endzeitrede Jesu dar.Schreckliche Gräuel werden dem Leser vor Augen geführt. Leider ist dies auch heute noch Wirklichkeit: Zerstörung von Lebensgrundlagen, Ausrottung von Menschen, die zu Feinden erklärt werden. Vermutlich klingt bei der Vorhersage Jesu zur Zerstörung des Tempels die Erfahrung des Lukas mit, der 70 n. Chr. die Eroberung Jerusalems und die Zerstörung des Tempels durch die Römer erlebt hat. Der Tempel galt für gläubige Juden als Wohnung Jahwes auf Erden. Mit der Zerstörung endete auch der Opferkult und das Judentum feiert seitdem Gottesdienst in Synagogen, bei dem Jahwe in seinem Wort gegenwärtig ist. Dieser vernichtende Krieg der Römer hat die Religion nicht vernichten können. Der Glaube an Jahwe überlebte in seiner Offenbarung. Anders ausgedrückt: Gott ist nicht so schnell am Ende. Hinter dem Text steht auch die Erfahrung der Verfolgung von Christen zum einen durch die Juden, die sich gegen den neuen Weg der Christen wehrten, aber auch durch die Römer, weil die Christen die Kaiser nicht als göttliche Wesen verehrten. Es gab also die Erfahrung, dass unter den Druck der Verfolgungen auch Familien auseinander fielen. Um seine eigene Haut zu retten, wurden Familienangehörige angezeigt. Den Gläubigen wuchs in dieser schweren Situation eine Kraft aus dem Glauben an und dem Vertrauen in Gott zu. So konnten Christen erleben, dass mache standhaft blieben trotz und in aller Verfolgung. Das Evangelium möchte zu dieser Festigkeit aus dem Glauben ermutigen. Da es in unseren Breiten keine Verfolgung von Christen gibt, wird der Akzent auf die persönliche Erfahrung von Schicksalsschlägen gelegt, die für den Einzelnen und seine Angehörigen auch ein Weltuntergang sein können.
Predigt
Apokalyptische Visionen sind ein Aufschrei
Wenn Menschen die Erde unter den Füßen zu beben beginnt, wenn ihre persönliche Welt vom Einsturz bedroht ist, wenn sie vor lauter Angst weder ein noch aus wissen, drängen sich Bilder apokalyptischer Visionen auf: Der Himmel stürzt ein. Fundamente des Lebens bersten. Die Tage verfinstern sich. Eine verlässliche Ordnung gibt es nicht mehr. Persönlich geht die Welt unter, aber real bleibt sie bestehen. Und das vergrößert noch das Elend. Eigentlich müsste doch die Welt still stehen bei so viel Leid, das über einen kommt. Aber die anderen gehen ihren Beschäftigungen und ihren Verpflichtungen nach. Im Elend wird man noch alleine gelassen. Das Evangelium weiß darum, dass die Welt real weitergeht und sich viele Millionen Jahre weiter drehen wird. Auch wenn schreckliche Dinge geschehen, wird das Ende für diese Welt noch nicht kommen.
Menschen verbreiten immer noch Schrecken
Das Ende, auf das Jesus hindeutet, wird durch Menschen gemacht. Die Römer erobern Jerusalem und zerstören es. Sie töten andere Menschen und schleppen die arbeitsfähigen Männer als Sklaven weg. Die Frauen werden sexuell missbraucht und vergewaltigt. Wenn wir das hören, stellen wir fest, dass die Welt sich in den 2000 Jahren leider nicht verändert hat. Als mitten in Europa der Jugoslawienkrieg ausbrach, wurden Kirchen oder Moscheen zerstört, um die Identität eines Volkes zu treffen. Frauen wurde Gewalt angetan. Männer wurden zwar nicht als Sklaven verkauft, sondern getötet. In Afrika kann man es heute noch erleben. Es ist die persönliche Apokalypse für die Opfer. Aber die Welt endet nicht.
Apokalyptische Bilder als Stärkung der Hoffnung
Ein weiter Sprung zurück in die Geschichte: Als 40 nach Christus der römische Kaiser Caligula im Tempel von Jerusalem, diesem zentralen Heiligtum, der Wohnstatt Jahwes, sein Standbild zur Verehrung aufstellen ließ, war dies ein unerhörter gotteslästerlicher Akt in den Augen der Juden. Caligula wollte zerstören, woraus die Juden ihre Kraft für das Leben und Weiterleben zogen, ihre Hoffnung auf den Beistand Gottes in schwerer Zeit. Es erschien damals ein Flugblatt unter den Juden: Die Sonne verfinstert sich, Sterne fallen vom Himmel, die Mächte des Himmels sind erschüttert. Es sind apokalyptische Bilder, die den Schmerz ausdrücken und zugleich eine Hoffnung: Diese Schrecken werden nicht ewig bleiben. Es gibt ein Ende dieses Schreckens. Das ist Ausdruck einer Hoffnung.
Gott ist noch nicht am Ende
Jesus wagt eine kühne Behauptung, die ein Trost sein soll:Es wächst eine neue Kraft, die euch die Schrecken durchstehen lässt. Was in normalen Tagen undenkbar war, wird in bedrängender Situation Wirklichkeit. Jesus sagt zu den Bedrängten: Ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, die ihr braucht, um zu bestehen. Wie oft ist dieses Wort durch Erfahrung im Laufe der Geschichte bestätigt worden. Menschen haben Worte gefunden, die sie gestärkt und getröstet haben – Worte, die sie kannten, aber ihre Bedeutung nicht ermessen konnten. Zum Beispiel das Wort, das richtige Wort und den richtigen Weg zu finden, wenn man bedrängt oder an Leib und Leben gefährdet wird. Insofern sind in die Bilder vom Ende auch Fäden der Hoffnung eingewoben.Wie viele Märtyrer konnten den Tod ertragen, weil sie wie Stephanus an den offenen Himmel glauben. So erwächst aus diesem Glaubensbild ungeheure Kraft. Der Glaube sagt: Gott ist noch nicht am Ende.
Mit Gott erwächst aus der Zerstörung Neues
Als im Jahre 410 nach Christus der Westgotenkönig Alarich Rom eroberte und es drei Tage lang ausplündern ließ, ging die Welt für die Römer und die dort lebenden Christen unter. Die Stadt, in der Gottes Stellvertreter lebt, wurde von Heiden verwüstet. Das war ein Schock für die Christen.Kein Gebet hatte geholfen, keine Gegenmacht konnte das Überrollen durch eine fremde Macht verhindern.Manche sind damals sicher an Gott verzweifelt und haben sich von ihm abgewandt. Der Bischof und Theologe Augustinus hat daraus eine andere Konsequenz gezogen: Gottes Reich ist nicht identisch mit dem irdischen Reich. Das war eine hoffnungsvolle Erkenntnis. Es gibt doch noch was zu hoffen, weil das Reich Gottes nicht mit irdischen Maßstäben zu messen ist. Mit dem Überfall der Westgoten wurde das Zentrum des römischen Reiches zerstört. Es war der Todesstoß für eine sterbende Macht. Die Kirche musste sich neu aufstellen. Das Altertum starb, aber es begann das Mittelalter, in der die Kirche mit ihrem Menschenbild, ihrem Verständnis von Gerechtigkeit und Armenfürsorge wuchs. Im angeblichen Untergang findet man die Weisheit, neue Wege zu gehen. Das ist die Frage des Evangeliums heute an uns: Glauben wir, dass Gott noch nicht am Ende ist, wenn wir am Ende sind? Trauen wir den vielen Glaubenszeugen, die diese Frage mit Ja beantwortet haben? Wenn ihr Vertrauen könnt, werdet ihr das Leben gewinnen, sagt Jesus. Mit diesen Worten lädt er uns zum Vertrauen ein.
Liedvorschläge Gesang zur Eröffnung GL 270,1–3 »Kommt herbei, singt dem Herrn« Antwortgesang mit Halleluja-Ruf GL 484/1 »Jubelt ihr Lande« mit 484/2(Psalm 98) und GL 532/2 »Halleluja« Gesang zur Gabenbereitung GL 568,1–2 »Komm, Herr Jesu, komm« Gesang zur Kommunion GL 568,3–4 »Nüchtern und bereit« Dankhymnus/Schlusslied GL 304,1.3 »Zieh an die Macht«
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Karl-Heinz Sülzenfuß |
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pastoral.de
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